Thema: Österreich Ganzsachen - amtliche Postkarten
Cantus Am: 15.10.2020 04:07:26 Gelesen: 21294# 17@  
Im Jahr 1890 erschien eine ganze Reihe von Postkarten zu 2 Kreuzer für den inländischen Postverkehr und auch einige zu 5 Kreuzer für den Verkehr mit dem Ausland. Die Karten gab es als einfache oder als Doppelpostkarte in nur deutscher Sprache oder auch (bei den 2 Kreuzer-Karten) in zusätzlich böhmischer, italienischer, polnischer, ruthenischer, slovenischer, illirischer und rumänischer Sprache. Fast alle dieser Doppelpostkarten oder zumindest Frage- oder Antwortteile davon kann ich echt gelaufen zeigen.

In Deutschland verwendet man üblicherweise zur Bestimmung europäischer Ganzsachen die Ganzsachenkataloge vom Schwaneberger Verlag, allgemein Michel-Verlag genannt. Das tue ich auch, allerdings halte ich mich bei den frühen Ausgaben der österreichischen Ganzsachen zusätzlich an den 1926 erschienenen Katalog des Dr. Ascher, der bei den Ganzsachen auch noch ein Vielzahl von Ganzsachen herausgearbeitet hatte, die selbst in meinem Österreich-Spezial-Katalog des Jahres 2014 fehlen. Solche feinen Unterschiede stehen zwar neuerdings bei den ersten Ausgaben der Postkarten im Katalog, aber bei den Ausgaben mit dem Wertstempel "KFJ im Türrahmen nach links" fehlen sie.



So sieht das Deckblatt des genannten Kataloges aus, allerdings habe ich mir kürzlich den Katalog neu binden lassen, so dass er heute ein anderes äußeres Aussehen hat. Bei allen folgenden Bildern werde ich also die Katalognummern nach Michel sowie auch nach Dr. Ascher nennen. Den Ascher-Katalog gibt es heute übrigens als Nachdruck noch zu kaufen (das ist dann ein Welt-Ganzsachen-Katalog), allerdings sind im Original die Abbildungen deutlicher als im Nachdruck, ansonsten aber stimmt alles überein.

Die wesentlichen Unterschiede bei dieser Ausgabe liegen zunächst bei drei unterschiedlichen Rahmengrößen der Umrandung. Man unterscheidet

129 zu 80 mm (Type I)
127 zu 79 mm (Type II)
125 zu 78 mm (Type III).

Zusätzlich gibt es unterschiedliche Längen der Fußnote bei dieser Ausgabe. Man unterscheidet bei

Type I und II = 61,5 mm (Variante a)
bei Type II und III = 60 mm (Variante b)
bei Type drei auch = 62,5 mm. (Variante c)

Bei der rein deutschsprachigen Doppelpostkarte gibt es keine weiteren Unterschiede, bei den fremdsprachigen Ausgaben dann aber andere; die Erklärungen dazu werde ich jeweils zu den Abbildungen liefern.

Heute zeige ich eine komplette Doppelpostkrte des Tuchfabriklagers Franz Rehfeld & Söhne, die (vermutlich) am 1. Mai 1895 von Reichenbach in Böhmen nach Friedrichshsgen bei Berlin, heute ein Ortsteil des Berliner Bezirks Treptow-Köpenick, gelaufen ist. Die Firma Rehwald & Söhne hatte eine ganze Reihe von Doppelpostkarten in alle Welt verschickt, man findet sie auch heute noch relativ häufig, und viele davon wurden auch mit einem aufgedruckten Text versehen. Das trifft hier zwar nicht zu, denn die Texte wurden mit Schreibmaschine aufgebracht, aber auf der noch ungebrauchten Antwortkarte wurde bereits für die erwünschte Rückantwort des Kartenempfängers die Firmenadresse und rückseitig der Text für die Anforderung einer Mustersendung eingetragen.

Bei den Doppelkarten von Österreich, die sowohl auf dem Frageteil als auch auf dem Antwortteil einen Wertstempel tragen (es gibt auch andere Doppelkarten), ist der Antwortteil üblicherweise oben als Verlängerung des Frageteils angedruckt, umgeknickt und soll bei Verwendung abgetrennt und als Einzelkarte an den Absender zurückgeschickt werden, wobei der Frageteil beim Adressaten verbleibt. Hier wurde jedoch nicht geantwortet, sondern die Doppelpostkarte wanderte offensichtlich in die Sammlung eines Briefmarken- oder Ganzsachensammlers.







Michel = P 83
Dr. Ascher = P 82 III b

Viele Grüße
Ingo
 
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