Thema: (?) (203) Kriegsgefangenenpost
volkimal Am: 02.11.2020 20:30:16 Gelesen: 84253# 159@  
Hallo zusammen,

es folgt der zweite und letzte Teil zur Kriegsgefangenenpost von unserem Vereinsmitglied Fritz Bäuerlein. Im Beitrag [#158] habe ich als letztes eine Karte von ihm aus dem amerikanischen Lager mit der Bezeichnung „U.S. Army PWIB France“ gezeigt. Sie datiert vom 22.05.1945. Der nächste Beleg, den ich von ihm habe ist erst vom 12. November 1945.





Fritz Bäuerlein befindet sich jetzt in dem französischen Kriegsgefangenenlager № 23 in Saleux im Departement Somme. Mit dem Lager hat sich auch seine Gefangenennummer geändert. Der Brief trägt den Rechteckstempel „Dépôt de Prisonniers de Guerre / CENSURE / Vu № 1“.

Im Brief an seine Frau schreibt Fritz Bäuerlein u.a.: „Bis jetzt habe ich von Euch noch keine Nachricht erhalten und als Weihnachtsgeschenk wünsche ich mir ein Briefchen von Euch.“ Ich weiß nicht, ob sich diese Bemerkung auf die gesamte Zeit der Gefangenschaft oder nur auf das Lager in Saleux bezieht. In der Zeit zwischen April und Mai 1945 scheint er noch keine Post bekommen zu haben.



Auf der Karte vom 8.1.1946 schreibt er: „Ich habe Dir heute eine Paketadresse für ein Paket an mich geschickt. Post habe ich bis jetzt noch keine erhalten“. Es muss grausam gewesen sein, so lange nichts von der Frau und der kleinen Tochter zu hören.



Auf der Karte vom 27.2.1946 heißt es dann endlich: „Deinen lb. Brief vom 2.1.46 habe ich dankend und mit Freuden erhalten. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.“





Fritz Bäuerlein ist weiterhin Kriegsgefangener im Lager № in Saleux. Im Text des Briefes gibt er allerdings den Ort Forest-l’Abbaye an. Das ist ein kleines Dorf ca. 65 km nordöstlich von Saleux. Der Brief trägt diesmal den Zensorstempel mit der Nummer „Vu № 2“.

Am 8.4.1946 schreibt er u.a. „Den gestrigen Sonntag (meinen Geburtstag) habe ich gut verbracht. Das Wetter war sehr schön und ich habe nachmittags einen schönen Spaziergang in den Wald gemacht. … Ihr könnt mal dem Deutschen Roten Kreuz in Lüdinghausen mitteilen, dass ich als San(itäts)-Dienstgrad immer noch in Gefangenschaft bin und ihnen meine Adresse mitteilen. Hoffentlich werde ich auch bald entlassen und komme zu Euch zurück.“





Der letzte Brief ist vom 21.4.1946. Die Ortsangabe Forest-l’Abbaye ist evtl. bei der Zensur unkenntlich gemacht (evtl. von der Zensur). Beim Absender ist diesmal angegeben „Infirmier“. Google übersetzt es mit „männliche Krankenschwester“. Ich denke aber „Sanitäter“ passt eindeutig besser.

Fritz Bäuerlein schreibt u.a. „Unsere lb. Helga wird heute sicher mit grosser Freude bunte Ostereier suchen. Es ist schade, dass der Vati nicht dabei sein kann.“

Wann Herr Bäuerlein endlich aus der Kriegsgefangenschaft zu seiner Familie nach Hause entlassen wurde kann ich leider nicht sagen.

Viele Grüße
Volkmar
 
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