Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 06.11.2020 10:28:07 Gelesen: 199874# 590@  
Liebe Freunde,

in Ulm schrieb die Firma Marx & Schnell am 4.3.1862 einen einfachen Brief an die Firma Carl Croninger in Uffenheim über Baumwollwaren, ließ ihn aber erst am 7.3. in Ansbach mit 3x blau frankieren und aufgeben. Die Entfernung Ulm - Ansbach betrug 110 km, also 14,7 Meilen, im DÖPV also die 2. Entfernungsstufe über 10 bis 20 Meilen.





Von Ulm aus waren es zum Zielort Uffenheim aber 129 km, also gleich 17 Meilen, was keinen postalischen Unterschied machte. Von Ansbach aus waren es aber nur 37 km bis Uffenheim, also unter 12 Meilen innerbayerisch. Ein Ankunftsstempel von Uffenheim mangelt, es kann aber nur der 7.3. oder 8.3.1862 gewesen sein.

Frage: Warum schreibt ein Ulmer einen Brief für einen Uffenheimer, der von Ulm aus 9x, von Neu-Ulm aus 6x gekostet hätte, schleppt ihn aber nach Ansbach und läßt ihn dort für 3x ins nahe Uffenheim abgeben? Ich vermute, ohne es zu wissen, dass er vlt. etliche weitere Briefe an bayer. Kunden hatte, die von Ansbach aus alle nur 3x kosteten, aber von Neu-Ulm aus alle 6x gekostet hätten. Hatte er eine Warensendung für seinen Kunden in Ansbach vorgesehen, wären diese Briefe (Defraudation!) günstig nach Ansbach transportiert worden (Bahn) und hätten je Stück 3x Ersparnis bedeutet.

Dies ist der einzige Ulmer Brief, der auf diese Weise nochmals eine Ersparnis nach sich zog und ich bin sehr froh, ihn bekommen zu haben. Viele wird es wohl eher nicht geben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/8122
https://www.philaseiten.de/beitrag/248802