Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
bayern klassisch Am: 09.11.2020 10:27:23 Gelesen: 153933# 464@  
@ Gernesammler [#461]

Hallo Rainer,

schön, dass dir Koban schon etwas geholfen hat. Der Londoner zahlte bei der Aufgabe das Teilfranko bis zur französischen Küste in Höhe von 1 Shilling 8 Pence (1/8 geschrieben in roter Tinte, leider schon ein wenig verblasst). Dort wurde siegelseitig der Stempel F 34 (Foreign 1834 = Ausland) und das Datum 2.8. abgeschlagen.

Über Calais lief er nach London, wo das britische Briefepaket geöffnet wurde und A.T.F. = Angleterre Transit Francais (England im Transit über Frankreich) und ANGL. EST. = Angleterre Estafette = Englische Briefpost abgeschlagen wurden.

Da der Zielort Mittenwald in Oberbayern lag, ließ ihn Paris über Strasbourg - Augsburg austauschen. Der Anteil für Frankreich bis Strasbourg wurde mit 37 Kreuzern in Augsburg notiert und über dieser Taxe der kaum zu erkennende Auslagestempel Augsburg abgeschlagen. Der Brief war somit 1,5fach schwer für Frankreich. Für Bayern war er noch einfach (bis 8,75g), daher kamen ab Strasbourg nur 20 Kreuzer dazu, so dass der Empfänger total 57 Kreuzer zahlen durfte (fast 1 Gulden).

Rechnet man jetzt zu diesen 57 Kreuzern noch den in London bezahlten 1 Shilling 8 Pence hinzu, also gleich 20 Pence à 3 Kreuzer = 60 Kreuzer = 1 Gulden, so kostete der Brief insgesamt 1 Gulden 57 Kreuzer und das war der Tagesverdienst eines Arztes damals.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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