Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
bayern klassisch Am: 14.11.2020 14:53:56 Gelesen: 153621# 468@  
Liebe Freunde,

auch wenn in einem Postvertrag wie dem Bayerns mit Frankreich vom 1.1.1822 hin und wieder Modifikationen auftauchen, die sich auf die Taxen auswirkten, so ist es doch immer schön Briefe zeigen zu können, bei denen diese Modifikationen nicht zu unterschiedlichen Taxen führten, sondern nur geänderte Instradierungen auf deutschem Boden.



Der ältere Brief aus Strasbourg (wer noch nicht dort war, unbedingt ein Wochenende reservieren und mal hinfahren - er wird es nicht bereuen) stammt vom 20.7.1835 und lief an die Firma Carl Barth in Reuth in der Oberpfalz. Als gewöhnlicher Portobrief wurde er in Strasbourg mit dem Stempel C.F.1.R. für Correspondance Francais Rayon 1 versehen im geschlossenen Briefepaket nach Nürnberg geschickt, wobei der Absender noch in deutscher Schrift "bei Wayden über Nürnberg" vermerkt hatte - ob es Zufall war, oder mehr dahinter steckte, dass die Post es so machte, stelle ich mal dahin.

In Nürnberg notierte man für einfache Briefe (1/2 Münchener Loth) aus dem 1. Rayon Frankreichs 6 Kreuzer (2 Decimes) als fremdes Porto und addierte 20 Kreuzer ab Kehl bis zur letzten Post in Weiden (Reuth lage näher an Erbendorf, aber dort gab es erst 1847 eine eigene Postexpedition und die Entfernung war nur zu berechnen bis zur letzten Post, nicht bis zum Bestimmungsort, hier 339 km oder alternativ knapp 45 Meilen). Das waren über 42 bis 48 Meilen = 18 Kreuzer plus 2 Kreuzer für den Transit durch Baden und gfs. Württemberg.

In summa zahlte man also 26 Kreuzer.

Der jüngere Brief aus Strasbourg vom 8.6.1838, wieder aus Strasbourg, wieder nach Reuth, kostete weiterhin 6 Kreuzer für die französische Strecke (von ein paar Hundert Metern!), jetzt aber 18 Kreuzer ab Kehl bis nach Reuth, obwohl auch hier der Absender "bei Wayden über Nürnberg" geschrieben hatte. Die badische Post transportierte ihn aber nach Würzburg, wo er mit 6 Kreuzern für Frankreich taxiert wurde, auf dieser 6 schlug man den Auslagestempel ab und notierte darunter das Porto von Kehl nach Weiden mit 18 Kreuzern, so dass statt der vorherigen 26 Kreuzer nun nur noch 24 Kreuzer in Reuth zu bezahlen waren.

Hinten sind beide Briefe blank, wie damals üblich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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