Thema: Motiv Museum
Altmerker Am: 16.11.2020 15:37:15 Gelesen: 24985# 27@  
Das ist wieder ein ganz spezieller (Glücks)Fall. Ich erwarb ein paar finanziell unbedeutende Postkarten aus der Schweiz. Einige hatten als Adressat Frl./Leni/Helene Roth. Durch Zufall, weil ich etwas nachforschte stieß ich darauf:

Helene Roth (1887–1966) stammte aus einer alteingesessenen und angesehenen Wanger Industriellenfamilie. Ihr Weg führte sie nach der Ausbildung zur Zeichenlehrerin nach Paris und München, wo sie sich als Malerin weiterbildete. Ebenso bereiste sie England, Holland und Italien. 1914 kehrte sie nach Wangen a/A zurück; ab 1937 führte sie dort ihr eigenes Atelier. Ein Gemälde des bescheiden eingerichteten Raumes ist im Städtli-Museum zu sehen. Zweimal erhielt sie ein eidgenössisches Kunststipendium, sie beteiligte sich an Gruppenausstellungen und wurde 1952 Ehrenmitglied der Gesellschaft Schweizer Malerinnen, Bildhauerinnen und Kunstgewerblerinnen.

Helene Roth galt in Wangen – in ihrer weißen Malerschürze und mit Strohhut auf dem Haar – als «Dorf-Original». Diese Wahrnehmung erstaunt nicht, war es doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts eher außergewöhnlich, dass eine Frau die Künstlerkarriere wählte und auf Ehe und Familie verzichtete. Mit der Bemerkung «Künstlerische Begabung haben Männer und Frauen» zeigte Helene Roth jedoch, dass sie beide Geschlechter als gleichwertig einstufte. Entsprechend setzte sie sich auch für die Rechte der Frau ein.

Helene Roth war nicht nur Malerin und Grafikerin. Sie widmete sich ebenfalls dem Schreiben. Obwohl Helene Roth durchaus zu Cuno Amiets begabtesten Schülerinnen zählte, hat sie nie die große Künstlerkarriere gesucht. Ihr war wichtig, im Kreise der Familie und Freunde in Wangen an der Aare zu leben, zu arbeiten und überall, wo Not war, zu helfen.

Mich begeistern solche Funde und ich habe die Karten dem Museum Wangen für das Malerinnen-Zimmer versprochen, die sehr überrascht sind.

Viele Grüße
Uwe


 
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