Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
bayern klassisch Am: 19.11.2020 12:10:08 Gelesen: 141913# 461@  
Liebe Freunde,

was hat ein bayerischer Ortsbrief mit Österreich zu tun? Richtig - rein gar nichts. Aber halt - ist es denn auch ein bayerischer Ortsbrief, wie es auch im Attest vermerkt wird?



Der Inhalt hilft weiter, aber auch schon die Anschrift ist verdächtig: "An Herrn Sebastian Wagus in Weiler Baiern". Wer in Weiler, damals wie heute ein beschaulicher Ort, wohnt, würde kaum "Weiler Bayern" geschrieben haben, sondern eher das damals übliche "dahier", oder "hier".

Postalisch war es aber ein Ortsbrief, der mit einer Porto Nr. 1 am 14.12.1864 dem Empfänger zugestellt wurde. Aber Gott-sei-Dank gibt es noch den Inhalt, wenn auch ein wenig verblasst:

"Doren am 13/12. 864

Werther Freund Wagus!

Auf Ihr werthes Schreiben von diesem Monat muß ich Euch berichten, daß ich von diesen benannten 100 fl (100 Gulden) nichts weiß, und das Anwesen in Batznau seit 13 Jahren nicht mehr besitze; daher wenden Sie sich an den Gläubiger welcher gegenwärtig das Anwesen besitzt. Dieß zur Nahricht mit Gruß J. Peter Gieselbrecht."

Herr Gieselbrecht ließ also einen einfachen Brief aus den österreichischen Doren ins bayerische Weiler im Allgäu (10 km direkte Linie, 17 km zu laufen/fahren) bringen, den er aber nicht der österreichischen Post übergab, sondern dort als Ortsbrief für 3 Kreuzer rheinisch aufgeben ließ. Von Österreich aus hätte er 5 Neukreuzer gekostet, also praktisch dasselbe. Leider weiß ich nicht, wann bzw. ob. Doren (heute ca. 1.000 Einwohner) eine eigene Post hatte, bzw. wo man seine Post hätte aufgeben können/sollen/müssen, aber einen österreichischen Brief mit einer Bayern Portomarke habe ich nur 2 mal gesehen und es wird davon auch keine Massen geben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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