Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 21.11.2020 12:23:08 Gelesen: 198298# 609@  
Liebe Freunde,

ich weiß nicht, wie alt man werden muss als Bayernsammler, bis man sagen kann: Ich habe schon alles gesehen, aber dafür bin ich wohl noch viel zu jung.

Ein Recobrief aus Amberg vom 27.12.1869 an Herrn Verwalter Meyer in Obersteinbach, Post Scheinfeld, wurde mit 3x frankiert aufgegeben. Artig notierte die Aufgabepost unten links "7x" für die eingehobene Recogebühr ab 1.1.1868, zog einen Schein mit der Nr. 968, stempelte in rot Chargé und entwertete die Marke mit dem Zweizeiler oben links.



Doch dann muss eben diese Marke zeitnah abgefallen sein, denn wo sie einst klebte (Übergänge beachten) schrieb man jetzt in Amberg: "Marke abgefallen. gez. Unterschrift".

Weil bei recommandirten Schreiben (24,5 Gulden Versicherungskosten im Falle des Verlusts) nicht zu spaßen war, klebte man sie wohl mit eigenem Gummi arabicum unten links wieder auf und sandte den Brief so auf die Reise. Ausweislich der Siegelseite kam er auch am Folgetag in Scheinfeld an und wurde unbeanstandet ausgetragen (gegen Unterschrift natürlich).

Wäre die Marke im Laufe des Posttransports abgefallen, hätte die dies feststellende Poststelle den Brief als unfrei behandeln müssen und 7x Porto erheben müssen. So nahm das jede Seite hin und durch das Wiederaufkleben war nichts weiter zu erheben. Einzig mir bekanntes Stück mit dieser Vorgehensweise (und Briefe mit damals bereits abgefallenen Marken sind eh schon so große Seltenheiten).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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