Thema: Preisverfall bei Briefmarken ?
DL8AAM Am: 25.11.2020 19:18:59 Gelesen: 22616# 19@  
Naja, bei gestempelter Standardware ist der Preisverfall wirklich eine Frage des "nicht mehr nachwachsenen Nachwuchses". Bei den postfrischen DM-Marken hat, auch wenn die Form diskutabel ist, TeeKay natürlich auch recht. Wenn man die Marke, auf der 1 DM draufsteht, inzwischen eben nicht mehr für 50 Cent verkleben kann, dann fällt der erzielbare Preis halt auf unter 10 Cent, falls sie überhaupt noch handelbar sein sollte. Wer soll die denn kaufen? Der Sammler hat sie schon lange und Einsteiger mit entsprechenden Fehllisten sind praktisch nicht existent. Der Sammlermarkt für diese Stücke ist tot, hinzukommt, das eben auch das Marktsegment der Frankaturhändler wegfällt. Darüber brauchen wir eigentlich nicht zu diskutieren.

Warum der Sammler seine postfrischen Stücke seinerzeit behalten ist, ist für diese Frage sekundär. Marktlogische Gründe sind da bestimmt kaum zu erwarten. Aber man ist halt Sammler, und wenn man schon 30 Jahre die 10 Pfennig-Marke im Album behütet hat, dann mag eben vielleicht diese nicht "entwerten" und 1:1, ohne "Mehrwert" gegen 5 Cent eintauschen. Gut verständlich, gut nachvollziehbar. Wie gesagt "Logik" ist für die meisten Hobbyisten nicht wirklich der treibende Faktor ihres Tuns. ;-) Das habe ich bei meinem Vater auch gesehen, er hat seine doppelten und dreifachen Schätzchen nicht getauscht, und zwar bewusst. Das hätte etwas von "Aufgeben" gehabt. Sammeln ist bei den meisten Sammlern halt ein Sache des Gefühls. Ich glaube auch nicht, dass mein Vater seinerzeit an eine "Wertanlage" (bestimmt nicht einmal Werterhalt) gedacht hat.

Das Kaufkraft-Argument "Was heute noch ein paar Cent sind, war früher der Stundenlohn eines Arbeiters" betrifft, das stimmt, aber - wie oben geschrieben - der aufgedruckte Frankaturwert bleibt trotzdem. Und in aller Regel ist dieser immer noch höher als der Marktpreis ungültiger, postfrischer Massenware. Auch wenn dieser nicht zwingend die untere Basis des Handeswertes darstellt. Ich kann mich gut an die New York 2016 erinnern, da haben Händler, umzugskistenweise (eine Kiste nach der anderen reingeschleppt) 3c postfrische Bogenware mit Sondermarken der 30/40er Jahre, komplett für Plattennummern (das sind diese wunderschönen klassisch-graphischen Kleinodien, weshalb ich seinerzeit mal mit USA angefangen habe) für teilweise $1 verramscht (auch an mich... hi), ganz nach der Devise "alles muss raus". Die Stände waren auch recht gut besucht bis dicht belagert. Aber welcher Nichtsammler will denn schon 19 3c-Marken auf einem Inlandsbrief verlecken? Auch dieser Markt (und der Preis) ist sehr limitiert.

Anekdote Nr. 2: In meinen Studienjahren in Nairobi, mit den vielen Straßenkindern und Bettlern, lagen regelmäßig kleine (gültige) Geldstücke (im 0,x Cent-Bereich) unbeachtet auf der Straße rum. Ich hatte die immer eingesammelt (kann kein Geld auf Erde liegen lassen) und habe mir dann immer mal wieder für 10 Münzen ein Bonbon von einem verdutzten Straßenhändler gekauft.

Beste Sammlergrüße ;-)
Thomas
 
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