Thema: Preisverfall bei Briefmarken ?
uli Am: 26.11.2020 11:41:41 Gelesen: 22367# 30@  
In dem Thema gibt es einen wichtigen Aspekt, der jetzt schon mehrfach angeklungen ist - z.B. Hubert "die Preise werden doch nicht im Katalog gemacht" -, aber m.E. in sehr vielen Köpfen noch nicht richtig angekommen ist und eine eigene Diskussion wert wäre: Die mittlerweile unakzeptable Beschränktheit der Aussagekraft von (Michel-) Katalogwerten. In Teilen würde ich sogar von "irrealen Katalogwerten" sprechen. In [#24] wurden ein paar Beispiele von Marken genannt, die auch im Handel zur Michel-Notierung schwer bis gar nicht erhältlich sind, obwohl der Michel genau den Preis wiedergeben will, zu dem diese Marken im Handel praktisch erhältlich sind.

Meine These, vereinfacht ausgedrückt: Die Verkaufspreise sind gar nicht so stark gesunken. Wir sehen nur heute überall das Preisniveau, das bei einem Verkauf an einen Händler schon "immer" üblich war. Da dieser an einem Handel etwas verdienen muss und deshalb teurer wieder verkauft, denken viele, dass das (und damit die Katalogwerte, s.o.) die "wahren" Preise sind - m.E. ist das falsch gedacht.

Denn ein vermutlich weiterer Grund, der die Tendenz der fallenden Preise verstärkt, ist das Internet. Vor 40 Jahren war der Markt auch deshalb eher ein Verkäufermarkt, weil die wenigsten Käufer eine halbwegs gute Marktübersicht hatte. Es gab Händler und es gab Tauschtage u.ä. Veranstaltungen, bei denen man sich ein Bild von Qualitäten und Preisen, von Angebot und Nachfrage machen konnte. Ein sehr beschränkter Blick im Vergleich zu heute mit ebay, online-Auktionen, Foren, usw. - und das Ganze grenzenlos und nicht mehr nur im engen Radius um den heimischen Kirchturm. Es gibt heute für Käufer so viele Infos zu Handelsobjekten und Marktgeschehen, dass wir auch deshalb von einem Käufer-Markt mit einem zwangsläufig geringeren Preisniveau sprechen können.

Gruß
Uli
 
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