Thema: Vom Nutzen philatelistischer Literatur
Heinz 7 Am: 06.12.2020 18:09:51 Gelesen: 52847# 184@  
Die Zeitschrift "(The) American Philatelist and Collector" von F.B. Estabrook (editor) und Estabrook & Leonard (publisher) aus USA-Marlboro, Massachusetts ist ein unscheinbares Blättchen, das wohl kaum je die Aufmerksamkeit der Leser erregt hat. Der Earl of Crawford hat es natürlich trotzdem katalogisiert; wir finden die Zeitschrift in Spalte 446 des Kataloges (3. Titel). Die erste Nummer erschien im April 1891, die Nummer 36 im Februar 1896. Der aufmerksame Leser stellt fest, dass in 59 Monaten nur 36 Ausgaben erschienen, weil die Zeitschrift ihren monatlichen Herausgabe-Turnus nicht aufrecht erhalten konnte. So benötigte Volume 1: 12 Monate, Volume 2: bereits 17 Monate. Danach gab es einen Unterbruch von 7 Monaten (September 1893-März 1894), Volume 3 benötigte sodann 23 Monate (April 1894-Februar 1896). Damit war Nummer 36 erreicht. Nummer 37 erschien unter gekürztem Titel ("The American Philatelist"), einen Monat später, aber danach war Schluss (gemäss Crawford-Katalog).

Das Blatt kann also nicht als sehr erfolgreich bezeichnet werden. Das heisst aber nicht, dass darin nicht auch interessante Artikel zu finden sind. Einen solchen habe ich wirklich gefunden.



In der Nummer 33 vom May 1895 schrieb Herr John Devereaux Kirke den Artikel: "The Philatelic Capital of America" (Seiten 1-4). Er beschreibt dabei, welche Städte der USA damals wichtige Zentren der Philatelie waren.

Es wird kaum jemanden überraschen, dass New York als wichtigstes Zentrum bezeichnet wurde. "No other American city is as plentifully supplied with philatelic societies and clubs. (...). The New York stamp trade is the most important on the continent. (...) Just how many stamp dealers there are in New York it would be hard to estimate, but there are at the very least one hundred persons in the city (including employer and employed) who gain a living from the stamp traffic." Er nennt die wichtigsten Vereine, Sammler und Händler. Zu den Auktionen schreibt er:

"R.F. Albrecht & Co., the leading stamp auctioneers of the metropolis (...) Occasionally auction sales are held in other cities, but they pale into insignificance compared with the New York sales. Many thousands of dollars worth of stamps are annually disposed of in New York at auction (...). In fact, not even London can surpass New York as auction center (...)."

Weniger bekannt ist sicherlich, dass auch eine andere Stadt eine wirklich wichtige Rolle spielte.

"St. Louis is probably the most dangerous rival of New York in the contest for the honors of the philatelic capital. Her two largest firms, the Mekeel Co. and the Standard Stamp Co. (... werden sehr gelobt, ebenso wie die Zeitschriften aus St. Louis). "St. Louis has also a first-class society, headed by no less a personage than John K. Tiffany, and many noted collectors reside within its boundaries."

Zu den Zeitschriften hält er fest:

"The fame of the American Journal of Philately is world wide. (...). Its value as an exponent of the scientific side of our hobby is universally recognized and no American journals stands higher in the estimation of the best class philatelists." Als zweite Zeitschrift wird "The Metropolitan Philatelist" genannt.

Das ist eine sehr interessante Beurteilung. Sie hilft uns, den wichtigen Publikationen die gebührende Beachtung zu schenken.

The American Philatelist erscheint seit 1887, siehe Crawford, Spalte 445, 6. Titel
The Metropolitan Philatelist (New York) seit 1890, siehe Crawford, Spalte 628, 7. Titel
Albrecht & Witt, New York, hielt seine erste Auktion ab am 14.4.1892 (daraus entwickelte sich R.F. Albrecht & Co.)

Heinz
 
Quelle: www.philaseiten.de
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