Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 11.12.2020 14:01:47 Gelesen: 196399# 624@  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus Augsburg mit dem weltbekannten Absender Paul von Stetten an die Firma Evesque & Co. in Lyon.



Der Brief wurde am 13.3.1875 mit 2 mal 9 Kreuzern frankiert, entsprach also der 2. Gewichtsstufe über 10 bis 20g schwer.

Die Aufgabepost entwertete die Marken ordentlich, notierte aber zuerst 15 in roter Kreide als Weiterfranko für das Deutsche Reich, welches ab 19.7.1870 zwischen Bayern und Frankreich geschaltet war und diese 15 Pfennige (!) entsprachen 6 Kreuzern. Dann aber bemerkte man, dass der Absender auch schon gewogen hatte und kam zum gleichen Wiegeergebnis, nämlich über 10g schwer und korrigierte das Weiterfranko für das Dt. Reich auf 30 Pfennige, also 12 Kreuzer (zur Veranschaulichung: 3 Kreuzer kamen 8 Pfennigen gleich).

So wurde er der Reichspost überliefert, die diese 30 Pfennige nun ihrerseits Frankreich als Weiterfranko bonifizierten.

Der Vertrags- bzw. Grenzübergangsstempe war "Allemagne Belfort" am Folgetag (wohl Abends) und am 16.3. wurde er bereits in Lyon zugestellt.

Briefe der 2. oder gar noch höherer Gewichtsstufen sind nicht häufig und sollten nicht verschmäht werden. Viele davon gibt es nicht, mit einem Weiterfranko in der Pfennigwährung, statt Silbergroschen, schon gar nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/8122
https://www.philaseiten.de/beitrag/252575