Thema: Paketabgabe für den Onlinehandel ?
DL8AAM Am: 20.12.2020 20:29:50 Gelesen: 7931# 18@  
@ tobi125 [#16]

Vor ein paar Wochen wurde passend ein Kommentar eines Stadtpoliters in unserem örtlichen Tageblatt veröffentlich. Der Tenor ging genau in Deine Richtung. Die Innenstädte werden, so der Schreiber, mittelfristig ihre überkommende Funktion als kommerzielle Marktplätze und stationären Handel verlieren. Dafür sollen Räume für Kunst, Kultur und zur Begegnung entstehen. Zusätzlich sollen auch produzierende Arbeitsplätze, wie z.B. "Einzelhandwerker" angesiedelt werden (wie aus arabischen Bazaren bekannt). Mit der Schaffung von arbeitsplatznahen Wohnraum. Der Schreiber war Corona sogar dankbar, denn Corona würde diesen für ihn positiven Trend nur beschleunigen.

Kein Kommentar von mir dazu, ich warte aber nur drauf, wenn alleine hier in Göttingen über 2-3 Kilometer "Geschäftszeilen" viele Dutzend Künstlerkolonien sowie Kunstgallerien entstehen, die alle auf zahlungskräftige Käufer (oder öffentliche Fördergelder?) warten - und das in jeder Stadt im Bundesgebiet ;-) Und soviel Kuchen im kollektiv-selbstorgansierten Bürgerkaffee kann der "Volksgesundheit" auch nicht förderlich sein.

Aber der Trend, dass Innenstädte für den Handel, aus welchem Grund auch immer (und das ist nicht nur wegen Corona oder Amazon geschuldet), immer weniger Bedeutung haben, ist seit vielen Jahren sichtbar. Da hilft auch keine Onlinepaketabgabe. Wem soll die helfen? Dem örtlichen Handel? Die einzige Infrastruktur, die Amazon ja verstärkt mitbenutzt, wären die Strassen (für die sie ja auch Kfz-Steuern zahlen) und ob die Abgabe dann auch dem Strassenbau zu Gunte kommen sollte, wage ich doch zu bezweifeln. BTW, wir waren am letzten Adventwochenende seit langer, langer Zeit auch mal wieder in der Innenstadt (man kommt da ja nur noch zu Fuß/Fahrrad oder "unschön" und umständlich mit dem Bus da hin). Da hingen inzwischen in einem Drittel der Geschäfte "Sale 50/70% - Ausverkauf wegen Geschäftsschliessung"-Plakate in den Fenstern. Auch in Kettengeschäften. Gut, das ist aktuell nur Corona geschuldet. Da hofften die verbliebenen Läden auch noch alle auf ein einträgliches Weihnachtsgeschäft, so dass sie die Umsatzeinbrüche des Frühjahrs zumindest teilkompensieren könnten. Nach dem Shut-Down dürften nach Ostern, in noch mehr Schaufenstern diese Plakate zu sehen sein. Da weht dann Tumbleweed auch durch unsere Strassen ;-) Übrigens, diese für den Wilden Westen so typischen Steppenläufer stammen ursprünglich aus Russland und wurden nur von russischen Einwanderen dort eingeschleppt (...) ;-)

In unserer direkten Nachbarstadt wird deshalb seit vielen Jahren darüber diskutiert, die Fussgängerzone wieder aufzuheben, damit die Innenstadtläden wieder per Auto aufgesucht werden können. Die Praktiker sind regelmäßig alle dafür, die Ideologen immer dagegen - und der Leerstand wächst jedes Jahr weiter.

Falls die Abgabe kommt, dann ist das nur eine weitere allgemeine Steuererhöhung für die Bürger. Eine Lenkungswirkung "gegen Amazon" hätte die sicherlich nicht. Das ist dann einfach nur eine Preiserhöhung. Wer sollte es denn sonst zahlen? Wenn die Kosten steigen, steigen die Endpreise. Was sonst?

Witzigerweise ruft die Politik ja aktuell sogar ausdrücklich zur Teilnahme am Onlinehandel auf und wenn sich selbst die Ottonormaloma erst einmal dran gewöhnt hat, lässt sich das nachcoronal auch nicht mehr zurückdrehen.

Gruß
Thomas



[18 Beiträge redaktionell verschoben in den Bereich ausserhalb der Philatelie, da die weit überwiegende Zahl der Beiträge mit dem Thema "Paketabgabe für den Onlinehandel ?" nichts zu tun hatte.]
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/15141
https://www.philaseiten.de/beitrag/253576