Thema: Paketabgabe für den Onlinehandel ?
Christoph 1 Am: 20.12.2020 21:14:50 Gelesen: 7883# 23@  
@ drmoeller_neuss [#19]

Hallo Uli Möller,

danke für diesen Beitrag, das bringt es auf den Punkt:

Physische und psychische Folgen von Krankheiten der prekär Beschäftigten bei Paketdiensten und bei großen Versandhändlern --> tragen die Betroffenen, Kosten zahlt die Allgemeinheit.
Umweltkosten für die Herstellung von Versandmaterialien in Rekordmengen --> zahlt die Allgemeinheit.
Entsorgungskosten für die Versandmaterialien in Rekordmengen --> zahlt die Allgemeinheit
Massive Einschräkungen in der Nutzung öffentlicher Räume durch das (regelwidrige) Abstellen von Paket-Lieferfahrzeugen --> hat die Allgemeinheit zu tragen.
Umweltbelastungen durch Millionen zusätzlicher zurückgelegter Kilometer mit umweltschädlichen Fahrzeugen (i.d.R. Diesel-Sprinter) --> hat die Allgemeinheit zu tragen.

Es ist ja richtig, dass am "Sterben der Innenstädte" nicht ausschließlich der Online-Handel die Schuld trägt. Es ist auch richtig, dass man hier mit integrierten Stadtentwicklungsansätzen einen Paradigmenwechsel einleiten muss (@tobi125 [#16] und @DL8AAM [#18]: Ich bin beruflich genau in diesem Bereich unterwegs und weiß somit, wovon ich spreche). Trotz alledem ist der Online-Handel einer der Sargnägel lebendiger Stadt- und Ortszentren. Und Innenstädte ganz ohne Handel werden nicht funktionieren und die will auch niemand haben. Wenn es dann am Ende darum geht, mit hohen Fördermitteln eine scheinheilige Welt aufrecht zu erhalten, weil ansonsten der Tourismus nicht mehr funktioniert und die städtische Identität verloren geht, nämlich das von den Deutschen so geliebte "gemütliche Stadtzentrum", dann wird das Jammern groß sein. Und - kleiner Scherz am Rande - genau die, die heute lauthals über die Politik hetzen (siehe hier im Beitrag [#13] und [#14] ), werden dann auch wieder am lautesten lospoltern, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.

Dieses "Sterben der Innenstädte" ist aber gar nicht der entscheidende Punkt, um den es hier geht. Es geht darum, dass Online-Händler und Paketdienste ihre Gewinne munter einstreichen, während sie die volkswirtschaftlichen Kosten ihres Tuns der Allgemeinheit aufbürden. Aber das will irgendwie niemand sehen, weil es eben so schön bequem ist, die Augen zu verschließen. Das hat Uli MöllerNeuß in seinem Beitrag [#19] sehr schön herausgearbeitet.

Ich stimme hier vollkommen zu: Die Pakete dürfen ruhig merklich teurer werden. Und zusätzlich sollten die Versandhändler und die Paketdienste eine Sonderabgabe entrichten, die sich gewaschen hat. Ähnlich wie bei der Eindämmung des unsäglichen Luftverkehrstourismus (zum Shoppen nach Barcelona für 25 € mit easyjet - wie pervers ist das eigentlich!) muss es richtig weh tun, damit eben nicht mehr das Katzenfutter und der kalifornische Wein über den Versandhändler und Hermes direkt ins Haus geliefert wird. Wer das will, soll auch das Doppelte bezahlen. Und wer seine Unternehmensgewinne auf diese Art maximieren möchte, muss auch die volkswirtschaftlichen Kosten tragen.

@ Baber [#20]

wie ich schon weiter oben in [#8] und [#10] geschrieben habe, glaube ich kaum, dass eine solche Paket-Abgabe überhaupt irgendwelche Auswirkungen auf den Briefmarkenhandel haben wird. OK, die Versandkosten werden steigen. Aber mangels Alternative werden die Kunden das auch akzeptieren. Neueröffnungen von Briefmarkengeschäften in Innenstädten wird es dadurch sicherlich nicht geben.

Viele Grüße
Christoph
 
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