Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 06.03.2010 08:07:53 Gelesen: 1299813# 367@  
Die Post kam mit der Straßenbahn - Ulrich Strauß hat ein kleines Buch über ein wenig bekanntes Kapitel der SSB-Geschichte herausgegeben

Eßlinger Zeitung / eh, Stuttgart (22.02.10) - Stuttgarts Hügel machten die Zustellung von Briefen und Paketen zum zeitraubenden Hindernis. Daher kam die Post einst auf die Idee, die Transporte mit der Straßenbahn zu beschleunigen. Der Dienst währte von 1924 bis 1950. An dieses heute weitgehend unbekannte Kapitel SSB-Geschichte erinnert der Leonberger Ulrich Strauß in einer Broschüre.

Anfangs hatte es die Post leicht: Der alte Stuttgarter Centralbahnhof am Schlossplatz lag in der Nähe der Hauptpost - und so konnten Pakete und Briefe mühelos per Pferdewagen hin- und hertransportiert werden. Doch der Bau des neuen Hauptbahnhofes hatte Folgen: Als der Bonatzbau 1922 in Betrieb ging, zog das Bahnpostamt an den Rosensteinpark, wo es eine geräumige Verladehalle und sogar eine solides kleines Depot für die Posttriebwagen gab. Damit war man weit weg von den Hauptumschlagszentren. Und so entstand die Idee, die Straßenbahn zu nutzen. Die Oberpostdirektion Stuttgart schloss 1923 einen umfangreichen Vertrag mit der Stuttgarter Straßenbahnen Gesellschaft (SSB), die eigens für den Postbetrieb Schienen vom Bahnpostamt zu fünf innerstädtischen Postämtern verlegte. Befördert wurden Briefe und Pakete mit speziellen, großräumigen doppelstockartige Triebwagen und Beiwagen. Die sieben Fahrzeuge gehörten der Reichspost, wurden aber von Wagenführern der SSB gesteuert.Die Post nach Fahrplan funktionierte zuverlässig und war wirtschaftlicher als die damals recht kleinen Lastkraftwagen. Bis 1944 war die Stuttgarter Poststraßenbahn im Einsatz, dann wieder von 1947 bis 1950 - auch in jenen Jahren mangels Alternativen: Es gab wenig Treibstoff und wenige geeignete Kraftfahrzeuge. Doch dann wurden die Züge ausgemustert. Allerdings dienten die normalen Straßenbahnwagen noch bis in die 60er Jahre hinein als Transportmittel für Poststücke, berichtet Strauß: Die Fahrer nahmen Briefbeutel und Zeitungspakete mit, und die SSB gab eigene „Briefmarken“ heraus, mit denen sie ihre Dienstleistung vergütet bekam.

Über jene Zeitungspaketmarken wurde der passionierte Briefmarkensammler Strauß auf die Geschichte der Stuttgarter Poststraßenbahn aufmerksam. „Ich kann mich sogar noch vage an die Fahrzeuge erinnern“, erzählt der 68-Jährige, der früher in Möhringen gewohnt hat. Er hat viel recherchiert und berichtet in seinem 104-seitigen, reich bebilderten Büchlein über den Aufbau des Stuttgarter Postbahn-Schienennetzes, die bedienten Postämter und die Fahrzeuge mit ihrem ausgeklügelten Verladesystem sowie über den Transport von Postsachen bei der Filderbahn und der Straßenbahn Feuerbach. Die Nachfrage nach der im Eigenverlag herausgegebenen Broschüre habe ihn erstaunt, räumt er ein. Innerhalb weniger Tage sei die erste Auflage mit zunächst nur 80 Heften vergriffen gewesen. Jetzt hat er noch mal so viele nachdrucken lassen - und auch die sind schon fast komplett verkauft. „Dass sich so viele Menschen, übrigens nicht nur im Stuttgarter Raum, für dieses Kapitel interessieren, hätte ich nicht gedacht.“

Das Heft von Ulrich Strauß „Die Post kam mit der Straßenbahn“ ist beim Autor unter der Telefonnummer 07152/26750 zum Preis von 18 Euro versandkostenfrei erhältlich, ebenso in der Straßenbahnwelt Stuttgart.



Postillon auf Schienen: Mit diesen Fahrzeugen wurden Briefe und Pakete transportiert (Foto: SSB)

(Quelle: http://www.ez-online.de/lokal/stuttgart/stuttgart/Artikel523422.cfm )
 
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