Thema: (447)Datamatrixcode auf allen Briefmarken ab 2021 - Digitalisierungsoffensive
funnystamp Am: 07.01.2021 12:02:12 Gelesen: 91503# 83@  
Hallo Thomas,

Du eröffnest mit deiner Anmerkung "viel edler" möglicherweise wieder eine heftige Diskussion. Betrachtet man Postwertzeichen als rein funktionales Gebilde ohne Anspruch auf besonderen ästhetischen Wert, dann kann es durchaus möglich sein, auch in Codeformen jeglicher Art eine Ästhetik zu finden. Das haben uns bereits bildende Künstler in den 1960er Jahren gelehrt.

Sprach nicht die Post selbst früher noch in Werbekampagnen zur Philatelie von "Kunstwerken im kleinen Format". Sofern ich hier nicht falsch zitiere. Zumindest in ähnlicher Ausdrucksweise ist das geschehen.

Dass Postwertzeichen, sprich Briefmarken, wohl nicht nur Funktionsbelege sind, zeigt sich auch daran, dass es stets einen Gestaltungswettbewerb für Marken gibt, mit Ausnahme von fortgeführten Serien wie z.B. die Blumenausgabe. Zudem leistet man sich ein Gremium, das aus diversen Vorschlägen für eine geplante Neuausgabe ein Motiv auswählen darf (oder muss).

Betrachtet man nun unter ästhetischen Gesichtspunkten diese neuen Marken, so kann man über die Qualität sicherlich endlos und auch ohne Ergebnis diskutieren.
Aber irgendwie wirkt dieser Code doch als Fremdkörper, weil er sich vom grafischen Gesamteindruck des Ausgabeanlasses und der Beschriftung deutlich abhebt. Auch ist es nicht jedem Grafiker überzeugend gelungen bei einer Marke der bisherigen Ausgaben Bild und Text in eine überzeugende Kombination zu bringen (auch darüber kann man schon streiten). Dieses "Funktionsfeld", das im Gegensatz zu entsprechender Parallele bei der "Marke individuell" erheblich größer ausfällt, ist doch ein stark gewichtiger Eyecatcher im Verhältnis zum Markenmotiv selbst.

Denkt man nun einige Ecken weiter, so ergeben sich aber auch interessante Fragestellungen:

Wäre es nicht einmal konsequent gewesen, diese erste Marke nur mit dem Code und einer entsprechenden Beschriftung auszugeben, also auf die bildhafte Ergänzung vollständig zu verzichten?
Oder können wir dann gänzlich auf ein Bildmotiv verzichten? (Aber dann würde man die Sammler letztlich ganz verprellen!).
Könnte man, sofern man immer noch an der Ästhetik der Marken festhält, den Teil mit dem zur Marke generierten Code, nicht durch einen Perforationsstrich vom Bildteil der Marke trennen, um dann beim Ablösen wieder ein "Kunstwerk im kleinen Format zu bekommen"?

Interessant besonders hinsichtlich der Gestaltung wäre, ob der Code nicht irgendwann einmal auch in ein Markenbild grafisch überzeugend eingebunden werden könnte, oder ob dies gar nicht erlaubt ist.

Ich glaube, dass hier noch vieles möglich sein wird. So müssen wir nicht unbedingt Briefmarken aus gestricktem Garn, aus Holz, Toilettenpapier oder sonstigen edlen Materialien, bekommen, nein, man könnte mit diesem Code-Bild-Motiv jetzt ungeheuer viele Kombinationen finden, die den rührigen Sammler bei Kauflaune halten.

Viele Grüße
Hermann
 
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