Thema: Philateliegeschichte: Geschichte der Philatelie in Schwerin
Detlef Am: 13.01.2021 16:45:33 Gelesen: 4501# 6@  
Hallo Thomas,

ich greife den Namen Mahncke gleich auf.

Ja, die Sammlung ist schon beeindruckend. Ich hatte Ende des letzten Jahres die Gelegenheit mir die Sammlung anzusehen. Sie liegt im Depot des Staatlichen Museums Schwerin.

Die Schweriner Mahnke-Sammlung

Die Mahnke-Sammlung, eine Zusammenstellung von über 800 Belegen aus der Vorphilatelie und aus der Markenzeit von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg Strelitz, ist das Ergebnis der Sammel- leidenschaft von Fritz Mahnke.

Fritz Mahnke wurde am 10. August 1880 in Schwerin geboren und übernahm später das Speditionsunternehmen seines Vaters, des Hofspediteurs Carl Mahnke, am Schweriner Schweinemarkt. Er heiratete am 17. 04. 1906 und aus der Ehe entstammten zwei Töchter und ein Sohn (Quelle: Schweriner Volkszählungsliste von 1919). Am 22. Dezember verstarb Fritz Manke in seiner Wohnung in Rostock-Gehlsdorf (Quelle: Standesamtsauszug von Rostock vom 27. 12. 1945).

Mit dem Briefmarkensammeln begann er bereits in der Jugend, als es noch üblich war, „Generalsammlungen“ anzulegen. Er spezialisierte sich dann aber auf die Ausgaben von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz und vermied es damals schon die Marken aus den Umschlägen auszuschneiden, sondern bewahrte diese als Belege auf. Sein Ansinnen war es, die vollständigste Mecklenburg-Sammlung zusammenzutragen.

Schon früh teilte er sein Interesse mit Gleichgesinnten und gehörte zu den Mitbegründern des Mecklenburgischen Postwertzeichen-Sammler-Vereins, der am 13. Oktober 1898 in Schwerin gegründet wurde (Quelle: Mitgliederliste aus „Vertrauliches Korrespondenz-Blatt“ Nr. 3 vom März 1905). Seit dem 15. November 1916 war er auch Mitglied (Nr. 2101) des Internationalen Philatelisten-Verein Dresden (Quelle: Der Philatelist 12/1916).

Auf der vom 15.- 22. Oktober 1922 stattfindenden Postwertzeichenausstellung in den Räumen des Zoologischen Gartens in Berlin stellte Fritz Mahnke seine Sammlung „Mecklenburg-Schwerin/Mecklenburg-Strelitz“ aus. Seine Sammlung wurde mit einer kleinen Goldplakette ausgezeichnet.

Nach der Inflation soll die Firma Mahnke in finanzielle Schwierigkeiten geraten sein. Es wurde der Entschluss gefasst, die Sammlung zu veräußern. Es drohte der Sammlung das Schicksal, in alle Winde zerstreut zu werden. Trotz auch damals knapper Kassen entschloss sich der Freistaat Mecklenburg zum Ankauf und übergab sie dem Schweriner Museum. Die Sammlung wurde aber nicht wie allgemein geschrieben durch Fritz Mahnke, sondern durch seine Ehefrau, der er die Sammlung zwischenzeitlich gegen Zahlung einer lebenslangen Rente übertragen hatte, verkauft (Anlage-Kopien des Kaufvertrages und anderer in diesem Zusammenhang entstandenen Dokumente aus dem Archiv des Staatlichen Museums von Schwerin).

Im Zusammenhang mit dem Kauf und der Übergabe an das Museum wurde auch festgelegt, dass die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich sein soll. Wegen der besonderen Bedingungen für die Aufbewahrung wurden im Etat Mittel eingeplant, um einen Schrank mit über 150 herausziehbaren Fächern zu bauen, der die Belege vor künstlichem Licht schützt. Ausgestellt wurde dieser Schrank in einem Raum, der kein Sonnenlicht eindringen ließ. Man sprach daher auch von einem „Schatz der dunklen Kammern im Schweriner Schloss“.

Die „Mecklenburgische Zeitung“ vom 08. Januar 1936 widmete diesem „Schatz“ einen umfangreichen Artikel (Anlage). Der Schweriner Sammler Günter Theile geht in einem Bericht in den Rundbriefen der ARGE „Mecklenburg“ auf das Thema ein (s. 7124 und 7125).




Bis zum Beginn des II. Weltkrieges war die Sammlung in dieser Form als ständige Ausstellung im Schloss aufgebaut. Mit den zunehmenden Bombardierungen auch von Schwerin wurde die Mahnke-Sammlung zusammen mit anderen Kunstgegenständen, Münzen und Gemälden ausgelagert. Wenn Günter Theile in seinem Bericht davon ausgeht, dass die Sammlung 1942 ausgelagert wurde steht dem gegenüber, dass in den Auslagerungsort, den Salzstock in Grasleben bei Helmstedt, erst nach Mitte 1944 die ersten Einlagerungen erfolgten und bis April 1945 anhielten. In den Unterlagen des Schweriner Museums ist zum Datum der Auslagerung nichts vorhanden. Allerdings hat der Schweriner Sammler Georg Albert noch am 20. Januar 1945 in einer vom Staatsarchivrat Dr. Steinmann in Auftrag gegebenen Bewertung über die Mecklenburg-Sammlung des Landesmuseums eine detaillierte Aufstellung angefertigt, die ohne das Material vorliegen zu haben kaum möglich gewesen sein kann (Anlage 2).

Nach dem Kriegsende erfolgte bis 1946 eine Umlagerung der eingelagerten Bestände des Schloss-museums Schwerin (63 Kisten) in das Schloss Celle. Dort begann im Herbst 1946 die Inventarisierung der Gegenstände in den Kisten. Eine Aufstellung der Münzen z. B. erfolgte erst 1952/1953. Wann die Aufnahme der Markensammlung erfolgte ist nicht zu ergründen. Dr. Mansfeld, der Direktor des Staatlichen Museums Schwerin weilte mehrmals im Kunstgutlager Celle um Einblicke in die Sammlungen zu erhalten und Rückführungen zu besprechen (Quelle: Lothar Prezell, Das Kunstgutlager Schloss Celle 1945-1958). 1958 wurde das Kunstgutlager in Celle aufgelöst und restlichen Bestände, darunter auch die Mahnke-Sammlung, an das Niedersächsische Landesmuseum in Hannover übergeben.

1961 gelang die Rückführung der Sammlung nach Schwerin. Sie wurde in einem mit den Zollsiegeln verschlossen Raum des Museums aufbewahrt und am 12. Dezember 1962 von Mitarbeitern des Museums und Beauftragten der Bezirkskommission Philatelie des Deutschen Kulturbundes mit Genehmigung des Binnenzollamtes geöffnet (Anlage-Protokoll vom 12. 12. 1962).

Vom 24. August bis zum 28. September 1963 wurde die Sammlung dann der Öffentlichkeit in einer Ausstellung gezeigt.

Auf dieser Ausstellung, die gemeinsam vom Staatlichen Museum Schwerin und der Bezirkskommission Philatelie des Deutschen Kulturbundes gestaltet wurde, stellte der Sammler Anton Schinkowski auch seine bereits ein Jahr zuvor auf der Welt-Briefmarkenausstellung „PRAGA 1962“ mit einer Bronzemedaille ausgezeichnete Sammlung „Aus der Postgeschichte der Stadt Schwerin“ aus.

Erst 35 Jahre später auf der „NORDPOSTA 97“ wurden letztmalig wieder Auszüge aus der Mahnke-Sammlung in einer Sonderschau gezeigt.



Im Ausstellungskatalog vom 1963 wird die Sammlung wie folgt beschrieben:
„In der jetzt ausgestellten Sammlung des Staatlichen Museums Schwerin sind auf über vierhundert Albenblättern rund achthundert Briefe aus der Zeit der mecklenburgischen Postgeschichte aufgebaut. Im Einzelnen enthält die Sammlung:
Über fünfhundert Briefe aus der vorphilatelistischen Zeit. Etwa einhundertdreißig Briefe sind nur mit aufgeklebten Marken vorhanden, darunter drei mit 12/4 der Nr. 1 und ein Brief mit 16/4 der Nr. 5. Die Marken Nr. 1 und Nr. 5 fanden auch vielfach als Zusatzfrankaturen der 3 und 5 Schillinge Verwendung, und zwar von ¼ bis 6/4.

Sechsunddreißig Freikuverts haben Zusatzmarken von ¼ bis 16/4, aber auch von 2, 3 und 5 Schilling.

Zu dieser vielfältigen Verwendung der Marken kommen noch die mannigfaltigsten, zum Teil sehr seltenen Stempel, sowohl in der vorphilatelistischen ersten Art der Langstempel, als auch mit dem in Mecklenburg üblichen Zweikreiser in Antiqua oder später in Blockschrift. Alle mecklenburgischen Stempel hatten zu dieser Zeit keine Jahreszahl.

Von den vorhandenen Stempeln sind sehr selten Boltenhagen, Heil. Damm, Kleeth, Klütz, Lalendorf, Ortkrug, Rosenow, Serrahn, Vellahn, Ventschow, Warnow, Zachun und Zickhusen.

Literaturhinweise:

Rundbrief der ARGE „Mecklenburg“ im BDPh
Mecklenburgische Zeitung
Schweriner Volkszeitung
Ausstellungskatalog der Postwertzeichenausstellung Berlin 1922
Ausstellungskatalog „Mecklenburgische Briefe und Briefmarken“ 1963
Ausstellungskatalog „NORDPOSTA 97“ 1997

Ob Fritz Mahncke seine Sammlung vor 1922 oder nach der Berliner Ausstellung bis zum Verkauf noch einmal ausstellte ist mir leider nicht bekannt und für Informationen bin ich immer dankbar.

Gruß Detlef
 
Quelle: www.philaseiten.de
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