Thema: (?) (267) Moderne Postgeschichte: Internationales Remailing
DL8AAM Am: 24.01.2021 17:31:09 Gelesen: 180176# 210@  
@ Araneus [#206]

Die internationale Aktivität nationaler Postunternehmen ist mittlerweile verbreitet. „Remailing“ liegt hier aber nicht vor.

Wenn das kein Remailing ist, was dann? Der einzige Unterschied zu "früher", der "klassischen Zeit" des Remailings ist, das ursprünglich damals reine Privatunternehmen als Remailingdienstleister aktiv waren, die für den Teil des Postweges die teureren- örtlich eigentlich zuständigen - "hoheitlichen" Posten umgangen haben. Zwischenzeitlich haben aber die großen (nationalen/hoheitlichen) Posten Remailing als Geschäftsmodell entdeckt und haben diese alten Privatfirmen, die Pioniere des Geschäfts, aus dem Business - durch Aufkauf - rausgedrängt und so das Business fast komplett selbst übernommen. Das Geschäftsmodell wird aber in seiner "Grundform" genauso weitergeführt, wie damals, auch wenn das nun verfeinert, weiterentwickelt und extrem "professionaliert" (ver-Konzern-t) abgewickelt wird.

Das Grundprinzip des Remailings war und ist aber weiterhin, das der postversendende Kunde seine Auslandssendungen nicht vor Ort, normal bei seinem national zuständigen "Postamt" einliefert, sondern das er seine Sendungen (in aller Regel vor Ort) irgendeinem externen "Dienstleister" übergibt, der die Sendungen dann auf eigene Kappe, über "eigene Wege" irgendwie ins Ausland transportiert (transportieren lässt) und die Sendungen offiziell erst im Empfänger- (ABB-) bzw. in einem zwischengeschalteten Drittland (ABC-Remailing) in den UPU-Postlauf einschleust.

Das diese im Ausland tätigen privaten Dienstleister inzwischen fast alle irgendeiner "normalen" Post gehören, tut hier erst einmal prinzipiell nicht zur Sache.

In Deinem Fall ist hier die schwedische Niederlassung der "DHL eCommerce Solutions Division" das eigentliche Remailingunternehmen, dass die Sendungen vor Ort einsammelt (vom Versender übernimmt, direkt oder über "Konsolidierer") und anschliessend dann "per gelbem DHL-Laster" (oder Flieger) [aber außerhalb des UPU-Systems] nach Deutschland schafft und erst in Deutschland, der hier "zuständigen UPU-Post", nämlich der Deutschen Post DHL, übergibt, die die Sendung dann als einfache Inlandssendung verschickt. Absolut klassisches ABB-Remailing (siehe auch "Direct Mail"). Selbst wenn vieles konzernintern abgewickelt wird, ist das Remailing, nur halt die "moderne" Form des Remailings.

Nur am Rande zur Ergänzung: Der physische "Umweg" kann aber auch abgekürzt werden, nämlich wenn die offiziell UPU-einschleusende, nationale Post im Ausland ein - bei der UPU registriertes - ETOE (extraterritoriales Austauschbüro) betreibt. Zum Beispiel, wenn man hier in Deutschland Werbung aus Kanada mit PPI-Frankatur von Surinam erhält (ABC-Remailing), die sicherlich niemals den dinglichen Umweg über Surinam genommen hat, sondern die bereits in einem ETOE der Surinam Post im Ausland UPU-ausgetauscht wurde.



Remailing ist heutezutage sehr vielschichtig, oftmals recht komplex und häufig auf den ersten Blick auch nicht (mehr) als Remailing zu erkennen, siehe



ABB-Remailing eines französischen Absenders (Kunde der frz. La Poste). Versand abgewickelt über die La Poste und von dieser direkt bei der Deutschen Post, offiziell über das IPZ Niederaula, als "Direct Mail" eingeliefert [#103]. Falls hier das Postfach in Niederaula nicht eingedruckt wäre, wäre die Remailingeigenschaft unerkennbar und komplett verschleiert.

Versuche einmal unser Mitglied Alex Gundel zu erreichen, bei ihm kannst Du (kostenlos) eine PDF-Kopie seines fast 400seitigen (DIN A4) Handbuchs "Remailing Initiated the Globalization of the Mail Market" von 2019 bekommen, siehe [#162].

Beste Grüße
Thomas
 
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