Thema: 2021 Festjahr 1700 Jahre Judentum in Deutschland
10Parale Am: 27.01.2021 13:27:37 Gelesen: 9678# 3@  
@ Altmerker [#2]

Ein sehr schöner Beitrag zum jüdischen Leben im Osten unserer Republik.

Heute schlug mein Herz etwas höher, zumal meine Vorfahren väterlicherseits aus der Gegend um Amberg und Sulzbach-Rosenberg stammen.

Im Andachtsraum des Bundestages wurden symbolträchtig die letzten 8 fehlenden hebräischen Buchstaben und somit der Text einer lange verschwundenen Tora aus Sulzbach Rosenberg vervollständigt. Anlässlich des Gedenktages zum Holocaust standen die Reden und Beiträge ganz unter dem Zeichen "1700 Jahre Judentum in Deutschland".

Die Schriftrolle stammt aus dem Jahr 1793 und ist eine der ältesten Schriftrollen in Süddeutschland. Sie gibt Zeugnis von einem regen jüdischen Leben in Sulzbach Rosenberg. Die Schriftrolle wurde vor dem 2. Weltkrieg wie durch ein Wunder nach Amberg i.d. Oberpfalz gebracht und überlebte dort versteckt im Heimatmuseum, bis sie wiederentdeckt wurde.

In Sulzbach Rosenberg existierte eine der größten jüdischen Gemeinden in Bayern. Bereits 1669 erhielt ein aus Prag stammender Drucker Isak ben Jehuda Löb Kohn das Privileg des Herzogs, Bücher drucken zu dürfen. In Sulzbach Rosenberg wurden viele jüdische Bücher gedruckt und ins ganze Land ausgeliefert. Die Konfessionen lebten über Jahrhunderte sehr friedlich zusammen.

Gestern Abend rief ich noch meine 80-jährige Tante an, die lange Zeit in Amberg gelebt hat. Dabei erfuhr ich, dass Ihre Patentante in den frühen Jahren der Weimarer Republik in einem jüdischen Haushalt (Familie Prager) als Haushaltshilfe beschäftigt war. Die Fortsetzung der Geschichte ist leider traurig, einige schafften es, nach Amerika auszuwandern, andere starben z.B. in Theresienstadt.

Ich zeige hier eine alte Torarolle auf einer Ansichtskarte aus England aus dem Jahr 1908 mit dem 1. Gebot (I commandment). Die zweite Ansicht stammt aus Sulzbach Rosenberg und zeigt eine "Straße in der unteren Stadt" um 1910.

Damit auch eine Marke zur Geltung kommt, eine Gebührenmarke der Stadt Amberg vom 17. März 1956. Man sieht das sogenannte Vilstor, benannt nach einem Fluss, der durch Amberg fließt. Ganz in der Nähe schlummerte die nun neu entdeckte Schriftrolle in dieser Stadt und wurde nun restauriert und heute im Bundestag vervollständigt.

Liebe Grüße

10Parale




 
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