Thema: Erfahrungen mit Ebay
drmoeller_neuss Am: 01.02.2021 15:59:15 Gelesen: 57077# 21@  
Warum sehen wir immer alles aus der Verkäufersicht? Der Verkäufer hat im Internethandel die bessere Ausgangsposition. Er hat die Ware vor seinen Augen und kann den Preis und die Vertragsbedingungen festlegen. Die meisten Verkäufer bestehen auf Vorkasse. Der Verkäufer muss nicht seinem Geld hinterherlaufen, im Gegensatz zum Käufer, der sehen muss, wie er an seine Ware in der versprochenen Qualität kommt.

Bei Leistungsstörungen muss der Käufer seinen Anspruch einklagen und seine Ansprüche durchsetzen.

Der "Käuferschutz" von ebay und Amazon nimmt dem Käufer nicht das Prozessführungsrisiko, bringt ihn aber in einen bessere Ausgangsposition und erspart ihm die Durchsetzung seiner Ansprüche im Wege der Zwangsvollstreckung mit dem Risiko, dass beim Verkäufer nichts zu holen ist.

Generell finde ich es gut, wenn ebay die privaten Verkäufer mehr und mehr dazu zwingt, die Verpflichtungen der gewerblichen Verkäufer zu übernehmen, zumal viele Privatverkäufer rechtlich in der Grauzone unterwegs sind.

Auch der Buchversand von säckingen durfte von einem Gericht als gewerblich eingestuft werden.

Als Käufer habe ich keinen Einfluss darauf, wie der Verkäufer die Ware verschickt. Warum soll ich als Käufer bei einem Privatverkäufer die alleinige Haftung für einen Verlust übernehmen?

Natürlich haftet ein Privatverkäufer nach deutschem Recht in der Regel nicht für einen Verlust auf dem Postweg. Er könnte sich aber rechtlich gegenüber ebay schadensersatzpflichtig machen, wenn er sich nicht an die Vorgaben von ebay für den Versand hält.

Wir sehen ebay mit der "Briefmarkenbrille". Für uns ist das Hobby und Verluste sind nicht existenzgefährdend. Anders sieht das bei einem Käufer aus, der auf ebay eine Waschmaschine kauft und jeden Cent umdrehen muss. Für den ist der Käuferschutz schon ein Gewinn, da er wenigstens das Geld wieder sieht, um wo anders ein funktionierendes Gerät kaufen zu können.

Und zur Gebührendiskussion: ebay ist kein Samariter und hat auch keinen Goldesel. ebay ist ein wirtschaftlich denkendes Unternehmen, dass seinen Aktionären verpflichtet ist.

Es ist eine betriebswirtschaftliche Binsenweisheit, dass ein Artikel für 1,50 EUR Handelswert fast den gleichen Aufwand wie ein Artikel für 100,-- EUR bedeutet, sieht man von dem etwas geringeren Haftungsrisiko für ungeklärte Fälle ab. An einen 1,50 EUR Artikel macht ebay etwa 50 Cent Umsatz, an einem 100-Euro Artikel etwa 12 Euro, also das 24-fache.

Ich kann es nachvollziehen, dass ebay eine feste Transaktionsgebühr einführt, da die meisten Kosten unabhängig vom Warenwert entstehen.

Briefmarkensammler haben mit delcampe eine Alternative, die von den Kosten her günstiger ist, aber wie säckingen geschrieben hat, auch deutlich weniger Umsatz verspricht. Den Rest regelt der Markt. Scheinbar lohnt sich ebay doch noch für die meisten Anbieter.

Es ist schade, wenn viele preiswerte Lose nicht mehr angeboten werden. Auf der anderen Seite ist im unteren Preissegment die Müllquote sehr hoch und der Erwerb von 1-Euro-Losen für beide Seiten sehr zeitaufwendig.

Im übrigen ist die Philaseiten-Auktion komplett gebührenfrei, dank des Goldesels "Richard Ebert". Ich erziele auf den Philaseiten die gleichen Ergebnisse wie auf ebay bei einer höheren Verkaufsquote. Natürlich laufen nicht alle Artikel auf den Philaseiten.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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