Thema: Erfahrungen mit Ebay
Vernian Am: 01.02.2021 17:36:58 Gelesen: 57115# 22@  
@ Göttinger [#20]

"Das wird ebay auch merken, weil scharenweise die privaten Verkäufer abspringen werden."

Das ist die Frage.

eBay ist erfolgreich großgeworden damit, dass eben ursprünglich jeder problemlos seine Dachboden-, Keller-, Ausmist- Funde wie auf einem Flohmarkt anbieten konnte. Dadurch ist in den Anfangsjahren in Sparten wie bspw. alte (antiquarische) Bücher oder ähnlichen antiquarischen Sammelobjekten sehr viel hochinteressantes Material auf den Markt gekommen und mit Glück dann für Interessierte recht günstig (sowohl preislich wie vom Aufwand her) zu bekommen gewesen, und oftmals zur Freude des unwissenden Anbieters für ein altes Stück doch noch ggf. viel Geld erhalten zu können statt nur ein paar müde Mark beim Antiquar oder gar nichts von der Mülltonne - das hat natürlich vor allem Antiquare zum Kotzen (und oft insolvent) gemacht.

Dieses frühere eBay mit seinen Privatanbietern hat es mir zwischen 2005 und 2010 (und teils noch danach) ermöglicht eine antiquarisch wertvolle Buchsammlung meines Interessengebietes mit Exemplaren zu füllen und zu vervollständigen, die im gewerblichen antiquarischen Buchmarkt zum einen exorbitant teurer und zum anderen meist gar nicht zu bekommen sind und waren.

Seitdem eBay dann nach und nach die Konditionen für Verkäufer immer mehr verkompliziert und mit Auflagen (wie zwingende Paypal-Zahlung u.a.m.) versehen und zunehmend gewerbliche Verkäufer hofiert hat ist der "Flohmarktcharakter" vorbei gewesen und Privatverkäufer sind rar geworden - meist eben nur "Altkunden", da die Eingangsvoraussetzungen für den "Gelegenheits-Privat-Verkäufer" immer unattraktiver geworden sind. Echte Raritäten von Privat, wie sie vorher immer mal wieder zu finden waren und die es mir erlaubt haben sie zusammen zu tragen, und die damals doch so 2 oder dreimal im Jahr auftauchten, habe ich inzwischen seit Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen. Weil das unerkannte und für wenig von Wert erachtete "Schätzchen" aus der Haushaltsauflösung oder dem ererbten Dachboden-Kistenfund eben inzwischen nicht mehr von Privat eingestellt wird nach dem früheren Prinzip "vielleicht gibt es ja doch einen Interessenten und vielleicht ist es doch mehr wert als Altpapier" - das wandert wieder wie zuvor in die Mülltonne weil der Aufwand und die Verkaufskonditionen für den Gelegenheitsanbieter nicht mehr gegeben sind. Und der Antiquar zahlt weiterhin wenig bis gar nichts, also lohnt der Weg auch nicht...

Da also eBay inzwischen eh überwiegend von gewerblichen Anbietern lebt wird der weitere Wegfall von Privatanbietern oder niederpreisigen Angeboten von Privatanbietern dieses Unternehmen kaum spürbar belasten.

Auf der anderen Seite ist von den Argumenten von drmoeller_neuss nichts abzusprechen - natürlich erhöht sich der Käuferschutz, natürlich verdient eBay an niederpreisigen Artikeln nicht wirklich. Das Problem anderer Plattformen ist: eBay hat es in den Anfangsjahren geschafft eine Art Monopolstellung in dem Segment "Verkauf von Privat" aufzubauen und viele andere ähnlich geartete Plattformen sind nie auf das weltweite Niveau gekommen bzw. sogar nach kurzer Zeit wieder eingegangen, und die meisten bestehenden haben nur einen nationalen, bestenfalls kleinen internationalen Kreis, und sind dazu oftmals nur wenigen bekannt. Delcampe bietet auch andere Sparten als Briefmarken an - aber die Verkaufszahlen an sich dort, der Bekanntheitsgrad der Plattform - kein Vergleich.

Was Briefmarken betrifft - ja da ist Philaseiten immer eine gute Option.

Best

Vernian
 
Quelle: www.philaseiten.de
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