Thema: Moderne Postgeschichte: Int'l Remailing über Privatpostdienstleister
DL8AAM Am: 08.02.2021 19:12:48 Gelesen: 4916# 15@  
@ uli [#14]

Als deutsche Firma alle Post für Empfänger z.B. in Frankreich auch in Frankreich aufzuliefern und zu bezahlen, weil das Inlandsporto in Frankreich kleiner ist als das Auslandsporto in Deutschland ist verboten.

Nicht ganz.

Genau deshalb bietet nämlich die Deutsche Post diesen Service als Dienstleistung ihren deutschen (gewerblichen) Kunden an. Nennt sich dann "Direct Entry". Vereinfacht: Die deutschen Versender (Land A) geben die Sendungen an die Deutsche Post, die die Sendungen mit einer französischen Frankatur versehen (Land B) und dann in Frankreich als Inlandssendung (Land B) aufgibt. ABB-Remailing. Das ist nicht immer nur eine Frage des möglicherweise niedrigerem Inlandsportos, sondern der deutsche Absender erweckt so bei den französischen Empfängern den Eindruck eines inländischen Anbieters. Hierfür werden zum Teil sogar inländische "Deckanschriften" für Antworten angeboten, um diesen Eindruck zu verstärken.

Mit unseren Direct Entry Services [1] können Sie gegenüber Ihren Auslandskunden als nationales Unternehmen präsent sein, ohne eine kostspielige lokale Infrastruktur vorhalten zu müssen: Der "Local Look" macht's möglich! Sie gestalten Ihre Briefe oder Werbesendungen ganz nach den Gewohnheiten der Zielländer - inklusive einer nationalen Absenderadresse, die wir Ihnen zur Verfügung stellen können.

Das bietet die DPAG aber auch ausländischen Kunden an, damit die bei den deutschen Werbepost-Empfängern (optisch) als deutsche Firmen auftreten können. Antworten gehen dann sogar auch an eine deutsche Adresse, die DPAG leitet diese dann an seine Kunden im Ausland weiter.

Wobei auch ausländische Postdienstleister den Versand (nicht nur "Direct Entry") über das Ausland ihren deutschen Kunden anbieten, wie zum Beispiel die Schweizer Post (Swiss Post International), wobei diese dann die Auslandspost üblicherweise über ihre Niederlassungen in Deutschland annehmen. Aber nicht nur "echte" Posten bieten den Auslandsversand an, sondern auch private Firmen, wie Spring. Der deutsche Absender übergibt seine Auslandspost an Spring (in Deutschland an dessen Niederlassung "G3 Worldwide Mail (Germany) GmbH" in Köln), die die Sendungen ins Ausland dann irgendwo im Ausland einer nichtdeutschen Post übergibt. Die Portoersparnis "teilen" teilen sich dann der Absender und das Remailingunternehmen. ABB- und ABC-Remailing.

Ja, stimmt, der deutsche Kunde liefert somit ja nicht, selbst vor Ort zahlend, direkt bei einer ausländischen Post ein. Um das legal zu machen, muss er halt einen externen Dienstleister dazwischenschalten, wobei aber auch so ein echtes ABA-Remailing (Empfänger sitzt im Absenderland) nicht legal sein dürfte. Im Prinzip bleibt es aber dabei "ein ausländischer Absender lässt seine Post in einem Drittland über einen externen Dienstleister bearbeiten bzw. einliefern, um so durch ein eventuelles Portopreisgefälle seine Portokosten zu minimieren".

Klar, das gute alte "klassische" Remailing ("so wie es ursprünglich mal begann"), d.h. der Handwerker im bayerischen Bodenmais fährt selbst 1x die Woche über die nahe Grenze zum nächsten tschechischen Postamt und liefert dort die Briefe mit den Rechnungen an seine Kunden zum billigeren tschechischen Porto ein, ist nun natürlich verboten. ABA-Remailing.

Um das ganze noch "spezieller" zu gestalten, die Europäer haben ja unter "Umgehung" der UPU, mal wieder eigene Regelungen getroffen, siehe die REIMS I- und REIMS II-Abkommen (geht hier u.a. um die "Terminal Dues" - Postaustauschgebühren), wobei auch hier wieder einige europäische Posten über (REIMS II-umgehende) bilaterale Verträge eigene Sonderwege gehen (z.b. 1999 die niederländische mit der schwedischen Post). Inzwischen hat sich aber auch die UPU an die REIMS-Abkommen angenähert (Beijing 1999), vereinfacht, eine Post (eines "industrialisierten" Landes) muss inzwischen ausländischen Posten den Zugang zu den eigenen Inlandsportosätzen gewähren.

Im Prinzip, wie gesagt es bleibt dabei, es geht beim Remailing im wesentlichen darum das Versender u.a. Portounterschiede in verschiendenen Ländern ausnutzen, um so die Kosten zu reduzieren.

Beste Grüße
Thomas

[1] https://www.deutschepost.de/de/b/briefe-ins-ausland/direct-entry.html
 
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