Thema: Definition: Hervorragende Sammlung
10Parale Am: 12.02.2021 22:19:03 Gelesen: 2222# 7@  
@ forum,

Ich zitiere Heinz 7, der uns hervorragende Sammlungen zeigt, aus Beitrag [#1] Spanien Hervorragende Sammlungen:

"Wann dürfen wir von einer hervorragenden Sammlung sprechen? Sollte sie möglichst umfangreich/komplett sein? Sollte sie bereit oder tief sein? (Damit meine ich z.B. Schweiz Michel Nrn. 1-94 komplett oder exzessive Sammlung nur der Nummern 8+9) Sollte sie ihr Schwergewicht auf Briefe legen, oder werden ungebrauchte Marken/wenn möglich in Einheiten, bevorzugt? Sollten Probedrucke und Abarten dabei sein, oder eher nicht...? Dürfen die ganz teuren Raritäten fehlen, oder müssen sie dabei sein, damit wir sie als "hervorragend" bezeichnen?

Darüber lässt sich trefflich debattieren."


Dieser Fragenkatalog, der sich wohl auf Ländersammlungen bezieht, weist uns ja schon einmal einen Weg. Ich möchte einmal auf die letzte der Fragen, die teuren Raritäten betreffend, eingehen. Bei dem Gros an Sammler, die es heute noch auf der Welt trotz schwindendem Interesse gibt, sind sie auf Grund Ihrer Knappheit die heiß begehrten, unerreichbaren Sterne am Himmelszelt. Ab und zu fällt so eine Sternschnuppe auf die Erde, aber sie verglüht nicht in der Atmosphäre, sondern findet zielgerichtet den Weg in ein Auktionshaus. Weshalb? Nennen wir mal als Grund das Ableben eines Sammlers. Kein Sammler lebt ewig und auch ich habe mir schon Gedanken gemacht, was mache ich einmal mit meinem 30 Parale Bogen aus dem Fürstentum Moldau? Obwohl es kein besonders teures Stück ist und nicht mehr wie einen 3-stellingen Betrag bringt, ist es für mich etwas ganz Besonderes, so wie beispielsweise für 22028 die 2. Marke der Vierten Ausgabe der Marken der Compania des Transportes Terrestres. Da gibt es nur 2 Stück, viel weniger als die Marken der Blauen Mauritius, sind wir doch einmal ehrlich!

2 Dinge sollten uns also auch als Otto-Normal-Sammler, wie es so oft etwas herabwürdigend heißt, Hoffnung machen. Auch "Rich Boys" und "Rich Girls" stehen untereinander im Wettbewerb und ein Provenienz-Nachweis ist beispielsweise eine gute Sache, denn diese ewig teuren Raritäten werden meiner Ansicht nach immer auf Wanderschaft sein. Das ist das Erste und jeder von uns sollte nie die Hoffnung aufgeben, selbst mal in die "Hall of Fame" aufzusteigen, auch wenn die Möglichkeit dazu tatsächlich so gering ist wie ein Sechser im Lotto. Man sollte sich eher darüber Gedanken machen, wie man sich verhält, wenn man tatsächlich die Mittel hat, ganz oben mitzumischen. Auch hier kann man Auktionshäuser dankbar sein, dass sie Anbieter und Bieter im Geheimen halten.

Zum Zweiten bietet das digitale Zeitalter ganz neue Möglichkeiten. Die kleine Sammlung von 22028, die er uns im vorhergehenden Beitrag zeigt, ist wahrlich etwas sehr Seltenes, und so länger man sie betrachtet und studiert, um so interessanter wird sie. Im Nu könnte man sie rund um die Welt jagen und berühmt machen. Ein Beispiel: als ich kürzlich ein Bild von mir und einer Bekannten auf Instagram postete, bekam ich dafür 11 Likes. Das ist sehr wenig, obwohl das Bild meiner Ansicht nach sehr viel bedeutet. Wenn ein berühmter Filmstar etwas postet, hat er in einer Stunde 100.000 und mehr Likes. Dabei ist es nichts anderes wie mein Post, außer, ich bin nicht berühmt. Ich will damit aufzeigen, welche Möglichkeiten die digitale Welt bietet.

Kommen wir zur ursprünglichen Frage zurück. "Dürfen die ganz teuren Stücke (Raritäten) fehlen?" Schauen wir auf die kleine Sammlung von 22028. Er erwähnt ausdrücklich die fehlenden Stücke und damit gewinnt seine Sammlung mit seinen Stücken meiner Ansicht nach an Bedeutung und weckt sofort mein Interesse.

Im übrigen sollte man sich bewusst sein, dass die begrenzte Anzahl von noch vorhandenen Marken eine Sammlung, die das Attribut "hervorragend" auf Grund ihrer Vollständigkeit auf teure Raritäten bezogen definiert. von vornherein begrenzt und nur schwer zu realisieren ist.

Silesia-Archiv (Michael) sammelt alles, was mit Schlesien zusammenhängt (siehe den tollen Beitrag [#3]). Er achtet nicht auf Wertigkeit einer Marke oder Beleges. Er muss zugeben, er sammelt die Unendlichkeit, denn er wird immer etwas finden, dass zu seiner Sammlung passt. Michael ist zu beneiden. Sein Reservoir ist unerschöpflich und auf diese Art und Weise hat er bestimmt auch schon eine hervorragende Schlesien Sammlung zusammengetragen.

uli schreibt in [#5] " Es ist in meinen Augen quasi belanglos, ob irgendjemand irgendeine Sammlung mit irgendeinem Attribut belegt." uli ist der Prophet der freien Marktwirtschaft, wo Angebot und Nachfrage den gerechten Preis bestimmen. Er sollte aber bedenken, dass die Nachfrage ebenso gesteuert werden kann wie das Angebot. Meine Frau sagt zum Beispiel, dass gewisse Modetrends immer wieder neu kreiert werden und was heute altmodisch ist, kann morgen schon total trendy sein. Wir wissen auch tatsächlich nicht, wie viele Briefmarken jede Woche im Hausmüll entsorgt werden, weil keiner mehr Interesse daran hat. Wir Sammler sind die Bewahrer.

Ich freue mich auf weitere Beiträge. Liebe Grüße und schönes Wochenende wünscht

10Parale
 
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