Thema: Azoren Ersttags-Schmuckbriefe
henrique Am: 16.02.2021 10:45:07 Gelesen: 2678# 9@  
AZOREN, Markenheftchen, Ersttag vom 9. Oktober 1987

"Geschichte der Luftfahrt"

Großkuvert (263 mm x 178 mm) mit Fenster
Ersttag-Sonderstempel: "OS ACORES NA HISTORIA DA AVICAO" / 9.10.87 / CTT 57_h.jpeg[/IMG



Das Bild am Cover zeigt eine Situation während des Erstfluges von PORTUGAL nach BRASILIEN

Die erste ATLANTIK-Überquerung in Ost-West-Richtung

Den Ruhm, als erster den Atlantik allein überflogen zu haben, kassierte 1927 Charles Lindbergh. Weniger bekannt sind die Briten John Alcock und Artur Witten Brown, die bereits 1919 nonstop von Neufundland nach Irland flogen.

Doch Gago Coutinho und Sacadura Cabral überquerten den Atlantik 1922 als erste in Ost-West-Richtung von Portugal nach Brasilien.



Markenausgabe vom 15. Nov 1972 „50. Jahrestag des Erstfluges Lissabon- Rio de Janeiro“ G. Coutinho & S. Cabral (die Piloten des Erstfluges) / Karte mit eingezeichneter Flugroute Sonderstempel

Horst Dieter Maurer, Kapitän zur See (Jg 1937) der Rheinbacher Hobby Historiker und früherer Marineflieger (von 1974-1979 Verbindungsoffizier im Bundespräsidialamt) und Ehrenringträger der Stadt Rheinbach hat in einem Fachartikel in der Zeitschrift „Schiff & Zeit“ im Jahre 2012 diese abenteuerliche Flugreise akribisch recherchiert.

Lebenslauf der Piloten

Carlos Viegas Gago Coutinho (* 17. Februar 1869 Lissabon, † 18. Februar 1959 Lissabon) war Offizier der Kriegsflotte, Seefahrer und Historiker. Er wurde im Lissabonner Stadtviertel Madragoa geboren. Als größter Verdienst wird ihm die Überquerung der Südatlantikroute mit dem Flugzeug angerechnet. Sein Report über den Flug wurde, zusammen mit anderen Unterlagen zum Flug, im Jahr 2010 zum Weltdokumentenerbe erklärt.

Artur Sacadura Freire Cabral (*23. Mai 1881 in Celorico da Beira, † 15. November 1924) Er starb bei einer Flugzeugkatastrophe irgendwo in der Nordsee als er eine Fokker 4146 von Amsterdam nach Lissabon steuerte – seine Leiche wurde nie gefunden.

Er besucht das Militär College und die Naval Scholl, 1911 wurde er Oberleutnant und 1918 Kapitänleutnant. Während des ersten Weltkrieges diente er in den Kolonien und war einer der ersten Ausbildner der Militärschule der Luftfahrt, Direktor der Dienste der Naval Aeronautics und Kommandant der Staffel in der Naval Base von Lissabon.

Als er Gago Coutinho in Afrika traf, ermutigte er ihn, sich dem Problem der Flugnavigation zu widmen, was zur Entwicklung des künstlichen Blasensextants führte. Gemeinsam entwickelten sie einen „Kursmakler“, um die vom Wind verursachte Drift auszugleichen.



Idee und Planung

Fregattenkapitän Cabral und Konteradmiral Coutinho setzten sich für den Ausbau der portugiesischen Marinefliegerei ein und waren von der Idee besessen nach Brasilien zu fliegen. Sie konnten die portugiesische Regierung vom Ankauf dreier einmotoriger Schwimmflugzeuge aus der britischen Flugzeugfabrik Fairey überzeugen, die eigens für dieses Vorhaben ausgestattet waren. Als erfahrene Navigateure (1921 flogen sie bereits gemeinsam die Route Lissabon-Funchal) wollten sie die 4.350 Seemeilen lange Strecke in drei Etappen bewältigen, mit Zwischenstopps auf den Kanaren, den Kapverden und den brasilianischen Riffinseln Sankt Peter und Paul.

Der abenteuerliche Flug

Am 30. März 1922 starteten sie mit der 350 Rolls-Royce-PS starken F-III-D-17 „Lusitania“ in Lissabon. Schon während der ersten 20 Flugstunden bis zu den Kapverden bekamen sie Schwierigkeiten, denn die Schwimmer waren undicht und mit dem durch eingedrungenes Wasser schwereren Flugzeug wurde klar, dass sich der vorauskalkulierte Treibstoffverbrauch von rund 92 Litern je Flugstunde bei einer Fluggeschwindigkeit von ca 80 Seemeilen pro Stunde wesentlich erhöhen würde. Die Tanks der Lusitania fassten 1.380 Liter Benzin.

Mit „Lusitania“ versuchten sie dann am 18. April von Porto Praia /Kanaren die brasilianische Insel Fernando de Noronha zu erreichen. Da der Treibstoff nur bei günstigen Bedingungen reichen würde, hatte sie einen Notstop bei den St. Peter & Paul Felsen geplant, wo ein Begleitschiff sie versorgen sollte. Sie erreichten dieses Zwischenziel mit dem letzten Treibstoff, beschädigten aber bei der Landung in rauer See einen Schwimmer und die Maschine sank.

Die portugiesische Regierung stellte ein baugleiches Ersatzflugzeug zur Verfügung, das von dem brasilianischen Frachter „ Bagé ex Sierra Nevada“ zum St. Peter & Paul Felsen gebracht werden sollte, wo es am 6. Mai eintraf. Wegen der schlechten Wetterbedingungen konnte das Flugzeug nicht ausgeladen werden, so dass die Piloten entschieden, die Maschine in Fernando de Noronha zu entladen, dann zu den Felsen zurück zu fliegen und nach Wende ihren Flug fortzusetzen.

Am 11. Mai begann dieser Hin- und Rückflug. Allerdings fiel der Motor wegen Problemen mit der Treibstoffversorgung aus und die Portugiesen mussten 170 Seemeilen vor ihrem Ziel auf der offenen See abseits der Schifffahrtswege notlanden. Ein Frachter fand in der Nacht das treibende Flugzeug und schließlich erreichte auch das Begleitschiff „ Republica“ die Verunglückten. Die Maschine war in einem sehr schlechten Zustand (nach ca 15 Stunden auf See), beide Schwimmer waren beschädigt und nicht mehr wasserdicht. Auch konnte das Flugzeug nicht mehr geschleppt werden und es sank schließlich.

Als dies bekannt wurde, kam es zu großer öffentlicher Unterstützung in Portugal und Brasilien für die erneute Fortsetzung des Fluges. Eine weitere Fairey III-D wurde bis zum 2. Juni 1922 von einem portugiesischen Kriegsschiff nach Fernando de Noronha gebracht, die den Namen „Santa Cruz“ erhielt.

Mit dieser Maschine flogen Cabral und Coutinho dann am 5. Juni 1922 zum Festland und erreichten nach 4.350 Seemeilen Recife in Brasilien.

In weiteren vier Etappen entlang der brasilianischen Küste flogen sie (bis zum 17. Juni 1922) nach Rio de Janeiro. In den 80 Tagen der Reise wurden 60 Stunden 14 Minuten geflogen.

Diese Flugreise war ein wichtiger Meilenstein in der Weltluftfahrt, da sie die Wirksamkeit des von Gago Coutinho perfektionierten Sextanten mit Hilfe von Sacadura Cabral unter Beweis stellte, der eine astronomische Flugnavigation mit einer bisher unerreichten Genauigkeit ermöglichte.

Zusammengestellt von Henrique
Quellenangabe: Wikipedia, Auszug aus einem Artikel des Rheinbacher Horst Dieter Maurer vom 4. Jänner 2012
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/15033
https://www.philaseiten.de/beitrag/259374