Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 23.03.2010 08:52:19 Gelesen: 1298679# 377@  
Riesenkrach um diese Jodler-Briefmarke

Von Thomas Ley

Blick.ch (14.03.10) - Der Eidgenössische Jodlerverband (EJV) kriegt 2010 zum 100-jährigen Bestehen von der Post eine Briefmarke. Und damit hat er das Geschenk. Denn auf der Marke ist ausgerechnet Christine Lauterburg (53) abgebildet. Techno-Jodlerin. Ethno-Sängerin. Jodel-Revoluzzerin. «Gerade darum fanden wir sie eine gute Wahl», sagt Marken-Gestalter Oliver Lütolf. «Wir dachten, das sehe auch der Verband so.»

Offenbar bloss dessen Leitung. «Für viele Mitglieder ist das wie ein Tätsch an den Grind», sagt Musiker Ruedi Bieri aus Finsterwald LU zur «Zentral­schweiz am Sonntag». Denn die Bernerin Lauterburg distanziere sich ja ständig von den Traditionalisten.

Erstens im Musikstil: Lauterburg jodelt gern über einen Klangteppich aus Synthesizern, Schlagzeug oder E-Gitarre. Zweitens im Inhalt: «Als ich ihr an einem Podiumsgespräch einen meiner Texte vorlas, über die Kämpfe der alten Eidgenossen», erinnert sich der Luzerner Naturjodler Franz Stadelmann, «rief sie: ‹Immer nur übers Schiessen, übers Schiessen!›»

Ihre Musik sei ganz schön, findet Stadelmann. «Aber sie ist kein Aushängeschild für unseren traditionellen Naturjuchz.»

Zudem sei sie ja gar nicht mehr EJV-Mitglied, staunt Stefan Haldemann vom Berner Jodlerverband. «Schade, dass man kein Mitglied nahm. Oder eine von Tausenden anderer Trachtenfrauen im Land.»

Nur Christine Lauterburg selber, die freut sich: «Wer schafft es schon zu Lebzeiten auf eine Briefmarke, zudem noch als Frau?» Typisch, dass jetzt manche im EJV sich nerven: «Die sind einfach missgünstig. Das war schon immer ein reaktionärer Verein.» Und dass sie nicht einmal mehr Mitglied sei? «Sie können mich ja jetzt als Ehrenmitglied aufnehmen», lacht sie.

So etwas hatte Verbandspräsidentin Karin Niederberger vor, als der Ärger am Horizont aufzog. «Sie fragte mich vorher, ob ich nicht wieder ein Aufnahmegesuch stellen wolle», erzählt Lauterburg. «Ja. Aber nicht ohne klärendes Gespräch.» Das habe bis jetzt nicht stattgefunden.

Warum der Lapsus? Niederberger: «Die Post suchte das Bild aus, wir segneten es ab. Das ist schon korrekt gelaufen.» Allerdings sei die Briefmarke schon gedruckt gewesen. «Was hätten wir da noch Ärger machen sollen.»

Den hat der Verband jetzt selber. Dabei hätte es so viele andere gute Jodlerinnen für die Marke gegeben, findet Franz Stadelmann. «Etwa Karin Niederberger selber. Oder die Burgdorferin Vreni Kneubühl.»

Sie hätte kaum ins Konzept der Post gepasst: Vreni Kneubühl starb 2007. Titel einer ihrer letzten CDs: «80 Jährli jung».



(Quelle: http://www.blick.ch/news/schweiz/riesenkrach-um-diese-jodler-briefmarke-142648 )
 
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