Thema: Farbfehldrucke
Heinz 7 Am: 07.03.2021 18:24:43 Gelesen: 16374# 21@  
@ Heinz 7 [#20]

Urs Hermann schreibt:

«Das eigentliche Problem liegt jedoch in der Unterscheidung zwischen Farbfehldruck, Farbprobe und Makulatur.»

Auf Seite 157 kommt der offenbar entscheidende Schluss:

«Wenn wir die gebildeten drei Gruppen von blauen Fünfern (…) überprüfen, können wir zuerst festhalten, dass es sich in keinem Fall um Farbfehldrucke handeln kann. Die Begründungen für diese negative Einschätzung sind zahlreich: …»

(Für die Begründungen bitte ich darum, die Originalliteratur zu studieren).

Also – Grossmeister Hermann hält die 5 Rappen blau nicht für Farbfehldrucke. Das ist meines Erachtens ein ernüchternder Befund. Ich habe keine Veranlassung und keine Kapazität, dieser Meinung etwas Konstruktives entgegenzusetzen.

Lesen wir weiter (Seite 159):

«Somit bleibt als letzte Möglichkeit nur noch die Einordnung als Versuchsdrucke (Makulatur) übrig. (…).»

«Mit grosser Wahrscheinlichkeit wurden die blauen Fünfer, die mit schwarzen Rauten entwertet sind, echt postalisch verwendet.»

«Man darf (…) annehmen, dass auch Versuchsdrucke, natürlich unerlaubterweise, den Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben und hier dann sogar als Frankomarken eingesetzt wurden.»

«(…) eher unwahrscheinlich ist die Hypothese, dass die Münze versehentlich blaue Makulatur ihren 10-Rappen-Lieferungen beigemengt habe, dieser Irrtum auch von der Postverwaltung nicht bemerkt wurde, und die Marken somit über den Postschalter ganz offiziell ans Publikum gelangten.»

«Makulatur-Lieferungen aus München sind im Übergabeprotokoll vom 23. März 1854 in erheblichem Umfang erwähnt: Die 273 Blätter «bedrucktes Marken & Makulaturpapier» ergeben genügend Möglichkeiten für offizielle Entwertungstests, versehentliche Abgabe ans Publikum oder missbräuchliche Verwendung durch Private.»

«Zusammenfassend lässt sich zu den blauen Fünfern festhalten: (…)

– dass es sich um Versuchsdrucke anlässlich der Münchner 5-Rappen-Farbenproben handelt, die aufgrund ihrer schlechten Qualität als Makulatur ausgeschieden wurden
- dass einige Fünfer in kräftigerem Blau und mit blauen Rauten wohl aus den Entwertungstests von Dr. Custer stammen
- dass aber wohl auch einige Fünfer irrtümlich oder missbräuchlich aus den Münchner Makulaturbeständen in den postalischen Verkehr gelangten, und zwar noch während der Kursgültigkeit der Strubelmarken».

Ich nehme an, dass Urs Hermann es selbst am meisten bedauert, dass ihm eine eindeutige Zuordnung nicht möglich ist. Urs Hermann ist nach meinen Erfahrungen ungemein gewissenhaft; es liegt ihm fern, etwas Unbewiesenes als Tatsache darzustellen oder einfach eine Behauptung aufzustellen. Das Offenlassen der Frage mag eine unbefriedigende Konsequenz daraus sein, aber wir müssen damit leben.

Dass darum aber die Kataloge den 5 Rappen-Wert in blauer Farbe gar nicht mehr katalogisieren (und nicht mehr bewerten), ist jedoch eine Unterlassung, die ich nicht gutheissen kann. Dass die blauen 5 Rappen-Strubelmarken bestehen, postalisch echt verwendet wurden und einen Wert für Sammler haben, ist offensichtlich.

Mindestens eine Erwähnung der 5 Rappen-Marke blau sollte meines Erachtens in den Katalogen erfolgen. Sonst fehlt eine Briefmarke, die 1894-2006 für die Schweiz-Philatelie bedeutend war.

Heinz
 
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