Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 08.01.2008 14:58:40 Gelesen: 1330163# 52@  
Große Welt auf kleinen Marken - Großtauschtag in Reppenstedter Turnhalle lockt rund 250 Sammler aus ganz Norddeutschland

Landeszeitung Lüneburg / off, Reppenstedt - Der Herr mit dem grauen Rolli und der grünen Cordweste liebt Briefmarken aus Papua-Neuguinea. Seinem Nachbarn am vollgestellten Tapetentisch haben es die australischen Wertzeichen angetan. Und der Barhäuptige mit dem bunt gemusterten Pullover durchsucht die Alben nach neuseeländischen Exemplaren. Zwischen Fußballtor und Kletterstangen weht ein Hauch von großer weiter Welt durch die Reppenstedter Turnhalle. Es ist Briefmarkengroßtauschtag für rund 250 Sammler aus ganz Norddeutschland.

Ausgerichtet wird die Veranstaltung von den Jungen Briefmarkenfreunden und dem Lüneburger Briefmarkensammler-Verein. Seit mehr als 30 Jahren wechseln am ersten Sonntag im Januar Briefmarken aus allen Teilen der Erde den Besitzer - mal nach mehr, mal nach weniger zähen Verhandlungen.

An diesem Vormittag präsentiert sich die Leidenschaft des Briefmarkensammelns, die sogenannte Philatelie, als überwiegend männliche Passion von Herren über 50. Nur vereinzelt sitzt eine Frau mit Pinzette und Lupe zwischen unzähligen Briefmarkenalben. "Und die sind meistens als Anhängsel dabei", sagt Klaus Borchhardt, der Herr mit der Vorliebe für papua-neuguineische Marken.

"Eigentlich", erzählt der 68-jährige Lüneburger und streift mit der Hand über ein Album. "Eigentlich, wäre ich ja immer gern zur See gefahren." Doch der gebürtige Rostocker landete statt an Deck als Dreher in der Salzstadt - vielleicht deshalb, sagt er, die Leidenschaft für Briefmarken aus dem Inselstaat am anderen Ende der Welt.

Bei Australien-Liebhaber und Tischnachbar Günther Vetter entdeckt Borchhardt Exemplare, die sein Interesse wecken. 25 Euro beträgt der Tauschwert laut Katalog. Doch aus Übersee hat er seinem Nachbarn mit dem schneeweißen Haar nichts zu bieten. "Dann eben was aus dem Deutschen Reich, aber mit Poststempel", sagt Vetter.

In aller Ruhe begutachten sie gegenseitig ihre Alben, der eine in Cord-, der andere in Lederweste, beide 68 Jahre alt. Philatelisten unter 20 sucht man vergeblich am Großtauschtag, der Nachwuchs fehlt - und das nicht nur an diesem Morgen, glaubt man dem Hamburger Vetter. "Die Jugend interessiert sich mehr für Computer", sagt er. Und auch Horst-Rüdiger Scholz, Vorsitzender des Lüneburger Briefmarkensammler-Vereins, bestätigt: "Die Jugend lässt sich immer schwerer für Briefmarken begeistern."

Ein junger Mann findet dann aber doch den Weg in die Turnhalle. Der zwölfjährige Lennard ist auf der Suche nach seiner allerersten Briefmarke. "Ne richtig coole", sagt er und schaut schüchtern in die Runde. Der Uelzener Sammler Volker Dreyer beweist ein Herz für den jungen Reppenstedter und schenkt ihm gleich ein ganzes Album mit Briefmarken aus der Bundesrepublik. "Aus ganz Deutschland?", fragt Lennard, strahlt und gesteht: "Damit hätte ich aber nicht gerechnet." Und so beginnt die große weite Welt des Briefmarkensammelns für so manchen angehenden Philatelisten an diesem Tag nicht erst in Übersee, sondern direkt vor der eigenen Tür.

(Quelle: http://www.landeszeitung.de/start.phtml?fdat=result&idx=450718&tid=5&ir=lok)

Pinzette und Lupe gehören zur Ausstattung eines jeden Briefmarkensammlers. Günther Vetter prüft damit Poststempel und Datum der Marke. Foto: t & w


 
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