Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Detlev0405 Am: 04.04.2021 06:29:55 Gelesen: 118435# 248@  
Meine heutige Karte soll für interessierte Sammler dieses Gebietes wieder eine eindringliche Mahnung sein. Nicht nur auf Äußerlichkeiten und einen berühmten Namen achten, sondern immer die Details untersuchen. Damit eine ausdrückliche Bestätigung der Grundprinzipien für Luftpostbelege aus dem Beitrag [#24] von Wolfgang = „saintex“.



Es handelt sich heute um eine Karte, die von Marienbad nach Bratislava am 05.07.1927 mit Luftpost befördert sein soll.

Zu den Fakten, die für eine Luftpostkarte sprechen. Ordnungsgemäß frankiert mit einer Luftpostmarke der 2. Serie und dem hervorgehobenen Vermerk „Jen leteckou postou!“ - nur mit Luftpost. Tatsache ist auch, das die Verbindung Marienbad – Prag bereits seit dem Jahre 1925 von der Aero beflogen wurde, ab dem 04.07.1927 von der CSA. [1] Die Strecke Prag – Bratislava seit dem Jahr 1923 und ab dem 15.03.1927. Somit ist eine gewisse Logik für einen Flugpostbeleg gegeben.[2] Die Aufgabe beim Postamt in Marienbad 1 entspricht auch den bisherigen Kenntnissen für Luftpostbelege aus diesem Ort. [3]

Das Porto für die Karte ist mit 5 Heller über frankiert. Es galt der Sondertarif von 60 Heller von Marienbad nach Bratislava seit dem 01.06.1925. [6]

Nun folgen aber die Ungereimtheiten zu dieser Karte. Von Marienbad nach Bratislava gab es zu der Zeit keine durchgehende Verbindung. Die Post musste zwangsläufig in Prag umgeladen werden und sollte dort üblicher Weise einen Flugpoststempel erhalten. Einen gesonderten Bestätigungsstempel vom Flughafen Bratislava kann man erst ab dem 01.08.1927 erwarten. Der auf der Nachporto Marke für die Postlagergebühr abgeschlagene Stempel von Bratislava ist nicht aussagekräftig, weil er nicht zeitnah bei Ankunft der Karte abgeschlagen wurde – 07.07.1927. Somit auch nicht als Ankunftstempel im klassischen Sinne zu betrachten.

Das Kardinalproblem für mich stellt der Ortsstempel von Marienbad 1 dar. Sowohl die Stempel des Typs M 44 aus der Zeit ab 1920 mit C.S.P. , als auch die Stempel des Typs M 47 aus der Zeit ab 1924 weisen die gleiche Abweichung vom gezeigten Stempel auf - „ * Marienbad 1 * „ , also Sternchen zwischen der tschechischen und deutschen Ortsbezeichnung. Diese Sternchen fehlen bei beiden Stempelabschlägen. [4] Einen Stempel ohne Sternchen gibt es nur im Zeitraum von 1918 – 1920. Da fehlt aber auch die tschechische Bezeichnung des Ortes und es gibt keinen Kennbuchstaben 3c . [5]

Somit ist diese Karte nach den Kriterien von Wolfgang keine sammelwürdige Luftpostkarte.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 68, Tabelle 18
[2] Horka, Seite 64, Tabelle 17
[3] Horka, Seite 68 1.Absatz
[4] Monografie der tschechoslowakischen Briefmarken, Band 17, Teil I, Seite 362 f.
[5] Monografie der tschechoslowakischen Briefmarken, Band 16, Teil I, Seite 312 f.
[6] Horka, Seite 192, Tabelle 47
 
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