Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Erdinger Am: 17.04.2021 14:44:14 Gelesen: 179747# 697@  
@ bignell [#694]

Hallo Harald,

ich lese diese Anschrift so:

Dem Hochedlen und Viel
geehrten Herr J[ohann] Philipp Keil,
Gräflich-Lehrbachischen Güter
Verwalter
Lehrbach
in Hessen

bezahlt bis
Frankfurt
P[ost] Amöneburg

Schwierig wird’s mit den Taxen. Mir liegt der Tarif von 1784 vor (Vertrag Thurn und Taxis mit dem Kurfürstentum Bayern). Darin werden allerdings nur Angaben für München, Landshut, Ingolstadt, Straubing, Amberg und Burghausen gemacht. Hier können wir beispielhaft München ansetzen.



Demnach wäre der Brief als doppeltes Gewicht mit 16 Kreuzern bis Frankfurt frankiert gewesen (sogenanntes Absatzfranko). Von Frankfurt bis Amöneburg und weiter nach Lehrbach bin ich aufs Raten angewiesen: Es könnten dann 3 bzw. 4 1/2 Batzen angefallen sein. Ich habe noch eine Portotabelle für Frankfurt von 1782:



Auf dieser Grundlage komme ich allerdings mit den vorderseitig notierten Porti ins Schleudern. Das Problem liegt darin, dass ab etwa 1790 unter dem Einfluss der Revolutionskriege mit Frankreich das Tarifsystem durch Verteuerungen ins Wanken gekommen sein könnte, teilweise aber nur regional.

Die restlichen Notationen kann ich nicht deuten.

Die Verbindung Freisings zu Lehrbach liegt vermutlich in der Person des Domherrn Damian Hugo Philipp von Lehrbach [1] begründet.

Viele Grüße
Dietmar

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Damian_Hugo_Philipp_von_Lehrbach
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/8122
https://www.philaseiten.de/beitrag/264862