Thema: Altdeutschland Oldenburg Auktionserlöse
Heinz 7 Am: 28.04.2021 22:46:38 Gelesen: 4611# 9@  
@ Heinz 7 [#8]

Hätte ein Schweizer am 23.10.1939 in London den Rothschild-Brief Oldenburg für den Preis von GB£ 35. kaufen können, hätte er dafür CHF 893.40 (1939) aufwenden müssen.

Hätte er denselben Betrag zinstragend angelegt, wären in den 80 Jahren seit 1939 aus dem Betrag CHF 4643 geworden. Daraus wird ersichtlich, dass der Preis für den grossartigen Oldenburg-Brief (ein Viererstreifen der Michel Nr. 3I auf Brief!) bei Kriegsbeginn in London wirklich sehr tief lag. Am 21.11.2020 musste der Käufer dieses Briefes immerhin Euro 90'750 dafür aufwenden! Also mehr als 20 x mehr!

Heute wissen wir, dass Alfred Caspary der Käufer des Loses war. Und so tauchte der Brief 16 1/2 Jahre später wieder auf, als die märchenhafte Sammlung Caspary verkauft wurde. Wieder bei Harmer, aber nicht in London, sondern bei der Schwesterunternehmung H.R. Harmer Inc., New York.



Auf Seite 123 des Auktionskataloges 1956 entdecken wir auf der Fototafel "unseren" Heppens-Brief, auf Seite 122 ist Los 584 beschrieben. "Excessively rare strip and probably unique cover" lesen wir in der Auktionsbeschreibung. Der Verweis auf die "Rothschild" Sammlung ist auch zu finden!

Die Auktion Caspary, sale 4, Old German States, vom 23.-25.4.1956 umfasste nicht weniger als 901 Lose und damit "the major portion" der Sammlung. Ein beeindruckender zweiter Teil folgte beim sale 13 (1958), als weitere 463 Lose folgten. Das ist wirklich bemerkenswert, umso mehr, als Caspary nur ausgewählte Stücke von Altdeutschland sammelte. Wir lesen im Vorwort: "In German States, Mr. Caspary did not seek completeness", aber mit 1364 Losen war die Sammlung doch sehr umfangreich. Und - hochinteressant: "Oldenburg was Mr. Caspary's favorite German State", schrieb im Vorwort zur Auktion ausgerechnet John Boker, der selbst eine Altdeutschland-Sammlung der Superlative zusammenstellte.

Los 584 kostete US$ 525 (Hammerpreis = Endpreis; kein Aufgeld/Zuschlag (!) sammlerfreundliche Zeiten, damals). In Schweizer Franken waren dies (1956) CHF 2250, auf heute aufgerechnet CHF 9'854. Also real mehr als doppelt so viel wie 1939, aber immer noch nicht wirklich viel.

Unter allen Caspary-Altdeutschland-Losen spielte der Oldenburg-Brief keine sehr wichtige Rolle. An beiden Auktionen erreichten nicht weniger als 36 Lose einen Zuschlag von mehr als US$ 1'000.

Wir kennen auch den Käufer dieses Loses. Es war John R. Boker höchstpersönlich, der sich diese Preziose sicherte.

Heinz
 
Quelle: www.philaseiten.de
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