Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 12.05.2021 11:58:58 Gelesen: 176004# 700@  
Liebe Freunde,

ein Brief von Martin Reichel aus Würzburg vom 11.6.1868 war an Firma Apian - Bennewitz in Leipzig adressiert, wofür die verklebten 3 Kreuzer ausreichten (bis 1 Loth). Aber er trug auch den Vermerk "Anhängend Muster". 1868 gab es die altbekannte Portomoderation des DÖPV schon lange nicht mehr, als je 2 Loth einfach kosteten, daher war der Vermerk für die Berechnung des Frankos nicht von Belang. Sehr wohl von Belang wäre aber gewesen, wenn der Brief ohne Muster in Leipzig eingetrudelt wäre, von daher machte er natürlich Sinn.



Nett ist in diesem Zusammenhang die Entwertung der Marke mit dem dafür nicht vorgesehenen Bahnposthalbkreisstempel der Linie 15 ohne Ortsangabe(n) im Sehnenkasten. Hierbei oblag nun der postalischen Besatzung eines Bahnpostwagens die Überprüfung, ob der Brief mit seinem Muster auch wirklich nur 1 Loth wog und ob das Muster tatsächlich auch eines ohne jeden kommerziellen Handelswert war.

Ich kann mir gut vorstellen, dass im Sommer 1866 in einem Abteil sitzend, in dem Helligkeit eher ein Fremdwort war, Wiegekünste nur im Stillstand Erfolg versprachen und Warenwertprüfungen nicht zu den Lieblingsübungen der Bahnpostler gehörten, die Annahme eines solchen Briefes nicht lustig, aber Pflicht war. Jedenfalls sind mir nicht viele Muster-ohne-Wert-Briefe mit Bahnpoststempeln bekannt, noch dazu, weil bei diesem die Entwertung mit dem offenen B.P. - Stempel hätte vorgenommen werden müssen - aber das wäre wohl zu viel des Guten gewesen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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