Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 14.05.2021 17:08:20 Gelesen: 175448# 702@  
Liebe Freunde,

eine eierlegende Wollmilchsau kündigte sich an und hier ist sie, auch wenn sie total harmlos daher zu kommen scheint ...



Vom k. Landgerichte Wassertrüdingen schrieb man eine A.S. = Armen - Sache An den k. Advocaten Herrn Frobenius in Ansbach - und zwar am 12.6.1864.

Max II Joseph, der bayer. König, war am 10.3.1864 verstorben und eigentlich waren in Bayern alle amtliche Schreiben für die Dauer von 3 Monaten mit Trauerrand zu benutzen bzw. schwarz als Zeichen der Staatstrauer (die damals nicht angeordnet werden musste, weil die Leute ihren König liebten) zu siegeln.

Hier trauerte man noch ein wenig länger - wer könnte es den Wassertrüdingern verdenken?

Siegelseitig lese ich auch einen Insinuationsvermerk: "Ins. am zwölften Juny 1864 der K. Post auf der Eisenbahn, Unterschrift". Das hatte ich noch nie zuvor gelesen, dass man einen Dienstbrief bei der Eisenbahn insinuiren konnte/durfte/musste.

Hiermit passt der Brief in folgende Sammlungen bei mir: Bahnpost, Insinuationsvermerke, Besonderheiten bei Dienstbriefen (Trauerrand) und Armensachen. Jetzt darf ich es mir aussuchen, oder 3 gute Kopien anfertigen ...

In Ansbach kam er am selben Tag an und wurde ausgetragen. Verfasst wurde der Brief lt. Inhalt aber schon am 8.6.1864, was die Benutzung des Trauerrandbogens Papier wieder erklärlich macht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/8122
https://www.philaseiten.de/beitrag/267144