Thema: Tageszeitungen
Altmerker Am: 18.05.2021 17:28:56 Gelesen: 15942# 24@  
Hallo,

ich habe einen interessanten Beleg im Köcher. Es geht um die "Flensburger Nachrichten" als tageszeitung, aber auch um ihre Partner. Die "Flensburger Nachrichten" wurden 1865 gegründet. Die ersten "Flensburger Nachrichten" waren noch nicht das, was der Kunde heute als Tageszeitung kennt - mit täglichem Erscheinen und Zustellung am Morgen. Die Worte In eigener Sache oben auf Seite 1 der neuen Zeitung kündigten das Erscheinen des Blattes für Dienstag, Donnerstag und Sonnabend an – immer mittags.



Erster Herausgeber einer deutschen Zeitung in Flensburg war der aus Kolding stammende Apotheker Ponton. Er hatte einen tüchtigen Drucker und Expedienten: Ludolf P. H. Maaß, der aus Itzehoe nach Flensburg gekommen war. Maaß wollte unbedingt selbst Zeitungsverleger werden. Er erreichte sein Ziel 1866, als die Lizenz von Ponton auf ihn übertragen wurde. Damit war er Eigentümer, Drucker, Herausgeber und Redakteur in einer Person. Als Ludolf Maaß 1892 an einem Schlaganfall starb, war seine Zeitung etabliert. Die Nachfolge trat sein Sohn Friedrich an, der die Zeitung 30 Jahre lang ebenfalls erfolgreich führte. Am 19. November 1923 mussten für ein Exemplar der Flensburger Nachrichten 80 Millionen Reichsmark gezahlt werden. Die Erben von Friedrich Maaß gerieten in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Das Ende der Zeitung verhinderten mehrere weitsichtige Flensburger Kaufleute. Diese Kaufleute wurden in der NS-Zeit gezwungen, ihre Anteile zu verkaufen. Die Flensburger Gruppe schied aus dem Verlegerkreis aus und übertrug ihre Anteile auf einen NS-Verlag. Als NS-Eigentum wurden die "Flensburger Nachrichten" von der alliierten Militärregierung 1945 beschlagnahmt. Vom 11. Mai 1945 bis zum 28. März 1946 erschien die Zeitung zweimal wöchentlich als Flensburger Nachrichtenblatt (der Militärregierung).
Quelle: shz

Interessant(er) ist der Adressat: In dem Gebäude Berlin, Friedrichstraße 225, befanden sich seit 1924 die Verlagsräume der Filmfachzeitschrift „LICHTBILDBÜHNE“. Das bereits seit 1908 erscheinende Filmfachblatt richtete sich an Kinobetreiber, Verleiher und Produzenten. Der Herausgeber Karl Wolffsohn wurde nach 1933 gezwungen, seinen Verlag und sonstigen Besitz unter Wert zu verkaufen oder entschädigungslos abzugeben, weil er Jude war. 1939 floh Wolffsohn nach Palästina und kehrte 1949 nach Berlin zurück.

Gruß
Uwe
 
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