Thema: Poststation 1.0: Post testet neue Automaten - gibt es dort Automaten(brief)marken?
drmoeller_neuss Am: 28.05.2021 13:17:08 Gelesen: 48006# 211@  
Es ist doch egal, wie die Post das Kind nennt. Tatsache, es sind aufklebbare Quittungszettel über eine im Voraus bezahlte Postgebühr für Briefsendungen, im Volksmund kurz "Briefmarke" genannt. Ich kann diese Aufkleber kaufen und damit frankierte Postsendungen über jeden Briefkasten und Postschalter in Deutschland einliefern. Das ist der Unterschied zu den Schalterlabeln, die nicht an Kunden verkauft werden.

Im übrigen ist den Katalogverlegern auch die amtliche Bezeichnung der Post reichlich egal, solange die Wertzeichen gültig sind. Leider ist der Michel-Katalog in seiner Katalogisierung nicht sehr konsequent. Ich erinnere mich daran, dass zunächst für die Automatenmarken sogar Hauptnummern im Deutschland-Katalog vorgesehen waren, mit der Begründung, dass die Wertstufen fest vorgegeben waren. Mit dem gleichen Ansatz könnte man diesen Marken sogar Hauptnummern geben, da der Kunde den Betrag nicht frei wählen kann.

Und ein anderes Beispiel, dass die amtliche Bezeichnung und die Katalogisierung durchaus abweichen können: Die Norwegische Post kann davon ein Lied singen und hat gleich zweimal ins Klo gegriffen und ihre braven Versandstellenabo-Abstecker verärgert. An sich ist Norwegen ein seriöses Briefmarkenland, das alle Neuausgaben sowohl über die Versandstelle als auch über die Postfilialen verkauft.

In Norwegen wurden im Jahr 1964 von der Post Lotterielose zugunsten der Weltflüchtlingshilfe verkauft. Diese Lose hatten einen abtrennbaren Abschnitt, der für einen Zeitraum von zwei Monaten als Frankatur für Inlandsbriefe verwendet werden konnte. Eine Mischfrankatur mit anderen Marken war nicht erlaubt. Auch für Auslandsbriefe waren diese Abschnitte nicht gültig. Ein Landesname war auch nicht angegeben, diese Gebühr-Bezahlt-Zettel hätten gar nicht den Anforderungen des Weltpostvereines entsprochen. Der Post half es auch nicht, zu argumentieren, dass der Klebezettel nur zwei Monate gültig war. Das Teil bekam eine Hauptnummer 518 im Michel-Katalog und alle Abonnenten hatten eine Lücke in ihrem Vordruckalbum.

Das gleiche Spiel wiederholte sich 1982. Dort gab es zu einer Briefmarkenausstellung in Norwegen ein Gedenkblatt mit eingedruckten Briefmarken. Damit die Besucher der Ausstellung möglichst viele von diesen Dingern kaufen, durften die Gedenkblätter gestempelt werden. Die Post hatte auch nichts dagegen, wenn jemand das Gedenkblatt mit mitgebrachtem Leim auf einen Brief geklebt hat.

Nun hat der Michel gesagt, gültige Briefmarken mit Rand nennt man üblicherweise "Block" und das Teil wurde als Block 4 katalogisiert. Wieder gingen die Abonnenten in Norwegen leer aus, und manche fühlten sich schon in einem Briefmarken-Raubstaat des Ostblocks oder des Persischen Golfs.

Fazit: was eine Briefmarke ist, ergibt sich aus dem Verwendungszweck und dem Umstand der Ausgabe und nicht aus der amtlichen Bezeichnung der Post.
 
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