Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 16.06.2021 13:38:09 Gelesen: 169645# 713@  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief des Bank- und Handelshauses Dacqué in Neustadt an der Haardt an Bürgermeister Marx in St. Lambrecht, der zwar den Absenderstempel trägt, sonst aber nichts mit der Post zu tun hatte und sogar unter Umgehung von Kantons- bzw. konzessionierten Boten zugestellt wurde.



Warum erklärt uns der Inhalt:

"Neustadt a/H den 19. December 1844

Ich bin so frei Ihnen einliegend zwei Scheine zu behändigen, nämlich

Gulden 10 auf Franz Becker in Grevenhausen - Lumpensammler

Gulden 7 auf Step(han) Becker in Grevenhausen - Lumpensammler

wovon ich Sie ersuche, den Eingang zu meinen Gunsten besorgen zu wollen. Sie ersehen daraus daß diese bösen Zahler schon längst ihre Schuldigkeit entrichtet haben sollten, und wenn es Ihrer Autorität als Bürgermeister nicht gelingt die Zahlung zu erhalten, so möchte ich den Leuten Kosten machen. In einliegendem Schreiben an die Leute, sage ich, daß Sie die Beträge an Zahlungsstatt von mir erhalten hätten.

Entschuldigen Sie die Ihnen hierdurch entstehende Mühe und verfügen Sie dagegen über meine Ihnen gerne gewidmeten Dienste. Mein Ergebenes vom 2 October noch bestättigend, grüße ich Sie achtungsvoll!

ppa Dacqué - franco"

Ich denke, der Text bedarf keine weiteren Erklärung. Der Faltbrief war zweifach verschlossen - erst zum Lesen für den Bürgermeister Marx, dann mit eingeheftetem Inhalt, wie oben beschrieben. Selbstverständlich war dies eine Contravention, die mal die Brief- mal die Fahrpost betraf, wenn man den Wert der Schuldscheine in Betracht ziehen möchte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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