Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Detlev0405 Am: 20.06.2021 06:22:25 Gelesen: 108965# 264@  
Unser heutiger Brief wirft viele Fragen auf – obwohl es doch nur um einen Luftpostbrief von Prag nach Wien geht. Die Strecke, die durch Belege wohl am umfangreichsten während der 1.Republik dokumentiert ist. Und doch – diese Strecke im Jahre 1922 wird weder durch Horka noch durch Mahr ausführlich dokumentiert. Dabei war diese Strecke für die CFRNA das Tor zum Balkan.



Unser Brief ist in Prag am Postamt 1 UB 4a aufgegeben worden. Dieser Stempel wurde an diesem Postamt von 1919 – 1926 verwendet. [1] In Wien wurde der Brief mit dem Flugpoststempel für seine Ankunft bestätigt.

Einen Flugplan der CFRNA aus dem Jahre 1922 gibt es offensichtlich in der Literatur nicht.

Zum Zeitpunkt meiner Veröffentlichung des Beitrages gibt es keine ausführlichen Beiträge zur Luftpost auf der Strecke Prag – Wien durch die CFRNA im Jahr 1922.

Bekannt ist, das die CFRNA die Strecke vom 01.05. - 13.08.22 ohne Luftpostbeförderung flog. [2] Am 14.08. war der erste Postflug nach Wien. [3] Während Horka das unter [3] als Einzelflug darstellt, ist Mahr der Meinung [2], das die Flüge bis zum 21.09. aktiv weiter geführt wurden. Das gleiche findet sich beim Erstflug nach Bukarest am 22.09.1922 . Erst beim Erstflug am 29.10.22 sind beide Quellen der gleichen Meinung – die Flüge wurden bis zum 15.11.22 fortgesetzt. Prag – Wien sind 46 Briefe befördert worden, für die anderen beiden Etappen lediglich nur je 2 Exemplare auf dem Erstflug. Stellt sich die Frage – wie viel Post wurde im täglichen Betrieb tatsächlich befördert. Auch in der französischen Literatur fand ich keine Auskunft zur Menge der beförderten Post.

Zum Porto ist zu sagen, das ich mich hier auch im Bereich der Spekulation befinde. Ab dem 01.01.1922 kostete ein Auslandsbrief 2,50 Kc. Der Luftpostzuschlag nach Wien ab dem 14.08.22 1 Kc je 20g . Frankiert ist der Brief mit 4 Kc anstelle von 3,50 Kc und somit als Sammlerbrief einzustufen, der die am 15.06. ausgegebene 2.Luftpostausgabe mit entsprechendem Brief auf den Weg bringen sollte.

Kann nun der berechtigte Einwand erfolgen, das der Brief unter frankiert ist. Ja und nein. Express kostete zu dieser Zeit allein 5 Kc. Somit fehlen also 4,50 Kc. Wir finden aber von der österreichischen Post keinen Nachporto Vermerk. Und das wohl aus gutem Grund. Zum Erstflug Prag – Wien gab es die Weisung, das die Post mit Express Aufkleber zu versehen ist, ohne ihn mit der entsprechenden Gebühr zu belasten. [4] Offensichtlich ignorierte die österreichische Post nun den Aufkleber, da keine spezielle Behandlung über das Telegrafenamt Wien erfolgte. Wir sind 6 Wochen nach dem Erstflug. (Arbeitshypothese)

Ich würde mich sehr freuen, wenn auch andere Sammler ihre Bedarfsbelege auf dieser Strecke im Jahr 1922 veröffentlichen würden und somit vielleicht mehr Informationen zu dieser wohl doch sehr vernachlässigten Etappe und Zeit zusammen kommen würden.

Gruß
Detlev

[1] Monografie tschechoslowakischer Briefmarken, Prag 1988, Band 17, Teil I, Seite 467 Nr. 1859
[2] Mahr, Seite 108, Tabelle 3. Flugtrasse
[3] Horka, Seite 75, Tabelle 22
[4] Mahr, Seite 104, Abbildung 122
 
Quelle: www.philaseiten.de
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