Thema: Kostenfalle durch folgenreiche Änderung im Postverkehr mit Nicht-EU-Staaten
DL8AAM Am: 26.06.2021 15:19:00 Gelesen: 2445# 6@  
@ Fridolino [#5]

100 Millionen zusätzlichen Zollanmeldungen für Waren unter 22 Euro

Also gehen wir mal von 100 Millionen Anmeldungen für Waren zu 22 Euro aus, dann kommen maximal etwa 4 € pro Anmeldevorgang (bei 19% Einfuhrumsatzsteuer) rum, d.h. 400 Millionen Einnahmen. Aber der allergrößte Teil der Sendungen dürfte weit unter der 22 € Grenze liegen. Meine Waren, die ich über Ebay "importiere" (das ist übrigens kein Lex Amazon, da kommen die Waren zu fast 100% aus "Warenhäusern" in Europa, das ist eher ein Lex Ebay), stammt aus China und liegt im (Ebay-) Wert von "genau 1 €" bzw. zwischen 5-10 €, d.h. die einzogenen Beträge dürften im Bereich von 1-2 € liegen (unter 1 € wird weiterhin nichts fällig). Vermutlich dürften die Einnahmen also im Bereich von 100 bis 150 Millionen liegen. BTW, bei vielen Waren geben die Chinesen in der CN22 sowieso grundsätzlich einen geringeren Betrag an, als bei Ebay bezahlt, selbst 5$-Importe werden häufig nur mit $ 1 ausgewiesen (eine sehr beliebte Zahl ist übrigens "92 Eurocent", warum? Ist 1$ etwa der Standardwert in deren Software?). Und ob der Post-Zoll diese überhaupt inhaltlich kontrolliert bzw. von der Masse her kontrollieren kann, wage ich doch sehr zu bezweifeln.

Im günstigsten Fall dürfte das ganze maximal kostenneutral ausgehen, wobei es sicherlich hier ja auch nicht um die "Steuer als Steuer" geht. Das ist eine Art von Lenkungs- bzw. Umerziehungssteuer. Es ist eine Aktion gegen chinesische eCommerce-Billigexporte. Trump hat das politisch laut polternd, publikumswirksam, als direkte Kampfansage an China gemacht (siehe auch die Drohung mit dem UPU-Austritt), die Europäer greifen hier - mit der gleichen Zielrichtung - lieber den heimischen Kunden an. Trump ging den Verursacher an, wir nun den Abnehmer. Im Prinzip geht es in beiden Fällen einfach nur drum, eben diesen chinesischen Billig-eCommerce-Export zu behindern, wenn nicht zu unterbinden. Also ist es nicht einmal ein Lex Ebay, sondern ein Lex China ;-) Das da "Steuergerechtigkeit" als Schlagwort vorgeschoben wird, ist sicherlich nur dem Fakt geschuldet, dass man eben China nicht direkt öffentlich "angreifen" wollte. Der Rest, der nicht aus China stammt, aber ebenfalls getroffen wird, ist nur ein Kollateralschaden. Hinzukommt, dass bei "normalen" Auslandswarenpost-Versand inwischen die Versandkosten den "22 € Warenwert" meist, zum Teil erheblich, übersteigen [außer vielleicht bei "flachen Briefmarken"] und für die meisten hiesigen Kunden eher ein unbedeutender Nischensektor (für seltene Spezialfälle) darstellt. Das Hauptproblem war, das vom chinesischen Staat subventinierte Porto und der chinesiche Entwicklungsländer-Status bei der UPU (=fast kostenfreier Postaustausch mit dem Ausland), so dass die Versandkosten im Endeffekt kaum mehr eine Relevenz hatten. "Wir" haben den chinesischen Billigkonkurrenz-Import dadurch zusätzlich subventioniert.

Was hat "man" denn nicht alles für "1$ inklusive Versand" in China gekauft, was bei uns im Laden 15€ kosten würde. Das da was unrund lief, war wohl jeden klar.

Das ist jetzt die "Rache". ;-)

Beste Grüße
Thomas
 
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