Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 17.07.2021 23:46:00 Gelesen: 165107# 720@  
Liebe Freunde,

manche Briefe kommen unscheinbar daher - und wären es auch, wenn man nicht die Taxe zurück auf das ehemalige Gewicht rechnen könnte. Das sollte man aber als Postgeschichtler tun, denn es lohnt sich.



Hier haben wir einen portopflichtigen Dienstbrief aus Ansbach vom 20.6.1840 an das Landgericht in Pleinfeld vor uns, der mit 39 Kreuzern Porto belegt wurde. Allein schon die Zahl "39" ist kaum je einmal als Taxe auf einem Brief zu sehen und wir werden bald erkennen, warum das so ist.

Prinzipiell war bei Briefen von Privaten 4 Loth das Limit bei der Briefpost - und wir haben hier noch die Briefpost vor uns. Wegen der Entfernung von unter 6 Meilen war es auch die 1. Entfernungsstufe in Bayern, für die ein einfacher 1/2löthiger Brief 3 Kr. kostete, aber in der 2. Gewichtsstufe bis 1 Loth (17,5g) waren es schon 4 1/2 Kreuzer, dann je halbes weiteres Loth 1 1/2 Kreuzer mehr.

Rechnet man jetzt weiter, um auf 39 Kreuzer zu kommen, müssen wir uns die 25. Gewichtsstufe vorstellen (also über 12 bis 12 1/2 Loth = 210 g bis 217,5g ) und können somit klar erkennen, dass diesem Brief Akten beigebunden sein mussten, weil man sonst nicht auf ein so hohes Gewicht kommt. Bei Dienstbriefen wir hier - egalo ob portofrei, oder portopflichtig - war das Maximum auf 560g = 1 Pfund für die Briefpost limitiert, aber ein so schweres Gerät habe ich noch nie gesehen.

Man wird wohl Tausende von Briefen der Vormarkenzeit sichten müssen, um wieder eine 25. Gewichtsstufe zu finden und diese hier sieht ja nicht gerade übel aus.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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