Thema: Aus den Arbeitsgemeinschaften
drmoeller_neuss Am: 31.08.2021 15:35:31 Gelesen: 30147# 189@  
Jan reitet ein totes Pferd. Das Sammelgebiet Jugoslawien wird in Umzugskartons oder gleich nach Gewicht gehandelt. Die Jahreshauptversammlung kostet Geld und man muss sein Essen selbst bezahlen, im Gegensatz zu manchem Ortsverein, der seine Mitglieder nur noch mit dem jährlichen aus der Vereinskasse gesponserten Grünkohleintopfessen bei Laune halten kann.

Trotzdem hat die Arge Jugoslawien 130 Mitglieder und viele weitere Sympathisanten. Liegt es vielleicht an der Aussendarstellung des Vorstandes oder was macht diese Arge erfolgreich?

Jedenfalls bin ich bei diesem Event dabei. Hätte ich mir nie träumen lassen. Oder liegt es daran, dass eine Fliege viele weitere anzieht? Die drei Plätze gehen auch ncoh weg.

Und nun zu dem Erblasser, der auf seinem Sterbebett 1989 den Kindern gesagt haben soll, seine Jugoslawiensammlung sei mindestens eine Luxuskarosse wert. Luxuskarosse ist relativ, als Kind war für mich ein Gokart eine Luxuskarosse. Der Manager, der bereits drei Mercedesse auf seinem Hof stehen hat, würde darunter eher einen Porsche verstehen.

Ich erinnere mich an einen Schultag, wo mein Chemielehrer sichtlich schlecht gelaunt mit einem alten Klapperfahrrad und erheblicher Verspätung in der Schule ankam und etwas von "Totalschaden" in seinen Bart murmelte. Irgendwann fassten wir ein Herz und versuchten unserem Lehrer Trost zu spenden. Leider war es ihm trotzdem seiner chemischen Kenntnisse nicht gelungen, die stromspendenden Reaktionen in seiner Autobatterie wieder anzustossen und die Kosten einer neuen Batterie haben den Zeitwert seines R6 bei weitem überschritten. Der Anschaffungspreis des Autos mit vier Restmonaten TÜV entsprach damals genau dem Gegenwert von drei Blocks 1 von Großbritannien. Ich war stolz, einen solchen Block zu besitzen, finanziert von meinem Großvater. Heute bleiben die Dinger im 50-Cent-Buch liegen. Die Werbung für diesem Block und der Firma Krüger war übrigens auf den Briefmarkentütchen der Post. Das Briefmarkenhaus Krüger gibt es nicht mehr, und für die vielen Krüger-Sammlungen gilt das für Jugoslawien gesagte.

Oder der FX Pickup von meinen Eltern auf den Philippinen mit dreissig Jahren auf dem Buckel und den einmaligen stufenlosen Intervall-Scheibenwischern. Die haben aber nur funktioniert, wenn jemand auf dem Beifahrersitz saß und die Wischerblätter am Bindfaden durch das offene Fenster bewegt hat. Auch hier machte der Verkaufserlös nicht mehr aus, als mein durchschnittlicher Briefmarkeneinkauf bei der philippinischen Post.

Und zuletzt ein ehemaliger junger Arbeitskollege, der entsetzt in unser Institut kam und sagte: "Die haben mir meinen CD-Wechsler und alle CDs geklaut". Auf die Frage, wo das passiert sei, sagte er, auf dem Parkdeck. Und der Schaden am Auto: "Weiss ich nicht, das Auto haben sie auch mitgenommen".

Alles ist relativ, und da fällt mir gerade ein, dass wir auf den Philaseiten noch kein Thema "Motiv: Relativitätstheorie" haben.

Viele Grüsse von Uli, einem überzeugten ALFA-Fahrer [1].

[1] ALFA = Altes Fahrrad
 
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