Thema: Alliierte Besetzung SBZ: Brief über London nach China kam nicht an
ligneN Am: 13.05.2010 16:58:24 Gelesen: 14313# 12@  
Hallo,

Shekki (heutige amtliche Lesung "Shiqui") ist die Bezirkshauptstadt von Chungshan (haL "Zhongshan") in der Provinz Kwantung (haL "Guangdong"). Das ist die Provinz nördlich von Hong Kong mit der bekannten Hauptstadt Canton/Kanton (eigentlich Kwangchow, haL "Guangzhou").

1949/50 herrsche in China Bürgerkrieg. Von Oktober-Dezember 1949 wurden die meisten Gebiete Zentral- und Südchinas von den Kommunisten erobert. Canton in der Nähe des Bestimmungsorts fiel am 14.10.1949.

Im April 1950 waren die Kampfhandlungen mit Ausnahme weniger Gebiete in Szechuan, Yunnan und Inseln vor der Küste zu Ende. Die Eroberung von Hainan (10.4.-1.5.1950) war die letzte große Aktion. -- Der Ausbruch des Koreakriegs im Juni 1950 brachte ein erneutes US-Engagement in Ostasien und machte eine Eroberung Taiwans durch die VR unwahrscheinlich.

Hainan liegt südlich der Provinz Kwangdong, Shekki kann man also noch als Kriegszone betrachten.

Sendungen nach China wurden mit der fortschreitenden Besetzung von Gebieten der Erklärung zur Kriegszone und der Unterbrechung von Verkehrsverbindungen unmöglich.

Meine Daten Auslandsverkehr nach China ab Japan* sind:

1949.3.- nach Nord- und Ostchina eingestellt
1949.5.- nach China (Festland) und Taiwan, Gesamtgebiet eingestellt
1949.6.- nach Taiwan wiederaufgenommen, nur Landweg, keine R-Briefe.
1949.11.- nach China wiederaufgenommen (ausser Taiwan, Kwangtung, Kwangsi, Fukien = Südchina). Nur Landweg. Nur über Hong Kong. Keine R-Briefe.
1950.4.- Luftpost bis Hong Kong nach China und Taiwan wieder möglich, keine R-Briefe.

Sendungen in Kriegszonen waren schon seit 1946/47 nicht mehr möglich.
Seit 1949 wurden die Sendungen in die Kriegsgebiete China ("Festland" und "Taiwan") nur noch unter dem Vorbehalt "auf Gefahr des Absenders" versandt.
Eine Haftung der Post war ausgeschlossen: demzufolge waren Einschreiben (mit Ersatzleistungen durch Postverwaltungen) nicht zulässig.

Und das war bei diesem Brief der Fall.

*Die Unterbrechnung internationaler Postverbindungen wurde vom Int. Büro des Weltposvereins an die Mitgliedsstaaten mitgeteilt. (Grundlage: Mitteilung von Austauschtpostämtern für den Auslandsverkehr über Unmöglichkeit der Weiterleitung von Post/Unterbrechung von Verkehrsverbindungen).

Vermutlich stand das auch im DDR-Postamtsblatt. Der annehmende Postler wusste es aber nicht bzw. das Austauschamt leitete es auf "gut Glück" weiter.

Gruß
ligneN
 
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