Thema: Altdeutschland Oldenburg Auktionserlöse
Heinz 7 Am: 09.09.2021 18:41:20 Gelesen: 3627# 16@  
@ Heinz 7 [#14]

1965 wurde in Basel ein Auktionskatalog herausgegeben von der Organisation "Uncommon Market". Dahinter steckte kein geringerer als Robson Lowe, der mit seinen Schweizer Partnern 1964 eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit einging. Regelmässig wurden Auktionen in Basel durchgeführt; später kam auch Genf und Zürich hinzu. Viele schöne Auktionen wurden so in der Schweiz veranstaltet, statt in London.

Der Sale vom 20.10.1965 war nicht der spektakulärste, aber er verdient unsere Aufmerksamkeit. "Altdeutschland, Deutsches Reich und Deutsche Kolonien" kam zum Angebot, immerhin ca. 622 Lose. Auf Seite 1 des Kataloges lesen wir: "unter anderem mit der "Court" Sammlung".



Schönes Oldenburg-Material wurde angeboten. Die Besichtigung war möglich in London, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, München, Zürich und natürlich in Basel.

Offenbar war das Ergebnis zufriedenstellend, denn zwei Jahre später gab es eine ähnliche Auktion. Wieder in Basel. Auch diesmal lesen wir auf Seite 1: "U.a. mit der "COURT" Sammlung". Diesmal waren es nur 345 Lose, aber viele davon waren bemerkenswert.



Toll war auch das Angebot der Auktionatoren: Besichtigung war möglich:

18.-22.9.1967 in London (bei Robson Lowe)
26.9.1967 in Den Haag (bei van Dieten)
28.9.-2.10.1967 in Brüssel (bei Robson Lowe an einer Philatelie-Ausstellung)
3.-5.10.1967 in Paris (bei Robineau)
6.-13.10.1967 in Berlin, Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt und München, in 6 schicken Hotels (!)
14.10.1967 in Zürich
16.10.1967 in Basel (bei Marken Müller AG)

Am 17.10.1967 wurde das Material dann versteigert. Zum Zuschlagpreis wurde - trotz dem perfekten Service - nur ein Aufgeld von 10% erhoben.

Los 165 ist der Grund meines ausführlichen Berichtes: Es ist "unser" 8-Groschen-Brief von Oldenburg nach Zürich. Er wurde auf Seite 28 ganz abgebildet, in schwarzweiss; auf dem Umschlagseite 4 war zudem eine Farbabbildung des linken oberen Briefteiles (mit den Marken). Es fällt auf, dass nach Beschreibung 1967 der Brief von 1864 sein soll (später wurde 1861 genannt).



Die Händler von "Uncommon Market" waren nicht bescheiden und sahen einen Schätzpreis von CHF 10'000, was 1967 recht viel Geld war. Der Brief wurde meines Wissens verkauft. Leider habe ich offenbar keine Ergebnisliste.

Wir dürfen vermuten, dass der Brief 1967 in die Sammlung von John R. Boker gelangte, wo er bis zu seinem Tode verblieb. 1988 wurde der Brief wieder verkauft (siehe Beitrag [#15]).

Noch ein interessanter Hinweis. Hinter dem Pseudonyme "Court" könnte sich ein anderer ganz grosser Philatelist (und Händler) verbergen. Brian Birch hat in einer sehr wertvollen Studie "Pseudonyme" aufgeschlüsselt; siehe "Anhang 2" zum Buch "Meilensteine der Philatelistischen Literatur des 19. Jahrhunderts; Supplement, Index, Deutsche Übersetzung" (2014).

Auf Seite 177 finden wir die Auflistung von Brian Birch:

"Court" = Giulio Bolaffi (1902-1987).

Damit wird die "Ahnentafel" des Oldenburg-Briefes noch beeindruckender:

Georg Koch 1908 - Giulio Bolaffi 1967 - John Boker 1988 - Erivan Haub 2021.

Heinz
 
Quelle: www.philaseiten.de
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