Thema: (?) (248) Deutsches Reich: Belege bestimmen
saintex Am: 09.09.2021 20:43:44 Gelesen: 36179# 202@  
@ dr31157 [#195]

Hallo Detlef,

durch den Luftpostzuschlag von 40 Rpf je 5 Gramm war die Luftpostbeförderung Deines Luftpostbriefes auf folgenden Teilstrecken abgegolten[1]:

1. München – Venedig – Rom (Deutsche Lufthansa und Ala Littoria)
2. Rom – Barcelona – Madrid – Lissabon (Ala Littoria)
3. Lissabon – Horta (Azoren) – New York (Pan American Airways)
4. New York – Bedford/Ohio (Weiterbeförderung auf den inneramerikanischen Luftpostlinien bis zum Bestimmungsort).

Dein Verständnis meiner Antwort [#44] beruht offensichtlich auf einem Missverständnis. Bei dem Luftpostzuschlag von 40 Rpf. je 5 Gramm handelte es sich um eine Pauschalgebühr, durch die die Luftpostbeförderung auf allen vorstehenden vier Teilstrecken bezahlt wurde. Ob ein direkter Zubringer-Flug aus Deutschland nach Lissabon zu den Transatlantik-Flügen der Pan American Airways „extra“ gekostet hätte, ist reine Spekulation. Einen derartigen direkten Zubringer-Flug aus Deutschland nach Lissabon gab es im April 1940 nicht. Ein direkter Zubringer-Flug aus Deutschland nach Lissabon wurde erstmals in der Luftpostliste vom 07.10.1940 auf der Strecke Berlin-Stuttgart-Barcelona-Madrid-Lissabon zur Beförderung von Luftpost bekannt gemacht, nachdem Lissabon auf der Strecke Berlin-Stuttgart-Lissabon nach Beendigung des Westfeldzuges und dem Friedensschluss mit Frankreich ab 08.10.1940 von der Lufthansa wieder angeflogen wurde [2]. Trotz der Zubringer-Flüge von Berlin bzw. Stuttgart nach Lissabon zu den Transatlantik-Flügen der Pan American Airways verblieb es aber bei dem Luftpostzuschlag von 40 Rpf. je 5 Gramm für Luftpost nach Nordamerika [3].

Da Dein Luftpostbrief für eine durchgängige Luftpostbeförderung von Lindau nach Bedford/Ohio ausreichend frankiert ist, spricht eine starke Vermutung für die Annahme, dass der Brief auch tatsächlich auf den vorstehenden vier Teilstrecken mit Luftpost befördert wurde. Ein schlüssiger Beweis für diese Annahme lässt sich jedoch mangels Transit- und Ankunftsstempeln auf dem Brief nicht führen. Dieses Problem tritt jedoch bei Luftpostbriefen aus der Zeit des 2. Weltkriegs häufig auf.

Ich hoffe, die vorstehenden Ausführungen beantworten Deine Nachfrage in Deinem Beitrag [#195].

Verwendete Quellen:

[1] Luftpostliste vom 01.04.1940, herausgegeben vom Reichspostministerium
[2] Neulen, Hans Werner, Deutsche Lufthansa Der Kranich in Turbulenzen 1939-1945, 1. Ausgabe Lemwerder 2003 Seite 47
[3] Luftpostliste vom 07.10.1940

MfG Wolfgang
 
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