Thema: Deutsches Reich Inflationsbelege
inflamicha Am: 27.09.2021 21:32:47 Gelesen: 1213521# 9206@  
@ kauli [#9204]
@ Gernesammler [#9205]

Guten Abend!

Mit Portokontrolle hat dieser Stempel nicht das geringste zu tun. Es handelt sich vielmehr um die besondere Nürnberger Form eines Lagerfriststempels. Bei Paketen war der Eingangstag sowie der darauffolgende Tag frei von Lagergebühren, ab dem 3. Tag wurde eine solche berechnet.

Im obigen Fall dürfte das Paket am 29.1.1921 in Nürnberg angekommen sein, dieser Tag und der 30.1.1921 waren also frei von einer Lagergebühr. Da der 30.1.1921 ein Sonntag war galt die Gebührenfreiheit wohl auch noch am Montag, an dem das Paket laut Empfangsbestätigung abgeholt wurde.

Ganz so eng sah man es in Nürnberg ohnehin nicht, auch griff man offensichtlich hin und wieder den falschen Stempel und es haut nicht so ganz hin mit den Daten. Zum Glück gibt es säckeweise Paketkarten nach Nürnberg, so dass man das Procedere gut studieren kann. Lagergebühr wären übrigens in dieser Portoperiode 30 Pfennig pro Tag gewesen.

Die Gebühren berechneten sich so wie Dieter schon ausführte: 2,3 kg über 75 km 2,-, Einschreiben 50 Pfg., Versicherungsgebühr pro 1.000 M. Wertangabe 2,- , zusammen also 6,- und insgesamt die verklebten 8,50 Mark - alles ok.

Von mir gibt es heute diese Postkarte:



Die Karte der Firma Küppersbusch und Söhne aus Gelsenkirchen nach Essen vom 21.11.1922 (PP 10) erforderte 6 Mark Porto, wofür eine Mi 228 W verklebt wurde. Links sind 2 Stempel der Custos-Portokontrolle zu je 3 Mark abgeschlagen, hier nutzte man das Gerät der vorherigen Portoperiode (als die Postkarte noch 3 Mark kostete) weiter und brachte den Stempel passenderweise zweimal an. Zum Feierabend mussten Zählerstand des Gerätes und der noch vorhandene Markenbestand die morgendliche Ausgangsmenge ergeben- bei einer sich ergebenden Differenz hatte wohl jemand lange Finger gemacht.

Gruß Michael
 
Quelle: www.philaseiten.de
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