Thema: Deutsches Reich Inflationsbelege
inflamicha Am: 15.10.2021 21:38:56 Gelesen: 1142963# 9231@  
@ philast [#9230]

Guten Abend!

Man sollte nicht unbedingt mehr hinein interpretieren als tatsächlich gegeben ist- es handelt sich meiner Ansicht nach schlicht und ergreifend um einen falsch frankierten Beleg. Das kam häufig vor und wurde an dieser Stelle schon des öfteren gezeigt. Ich versuche auch immer gerne die Beweggründe des Absenders zu erforschen, aber meistens bleibt die Ursache der Fehlfrankatur im Dunkeln.

Ich habe heute wieder eine Teilbarfrankatur. Der verwendete Ortsstempel findet sich auch in der Infla-Falschstempelliste, woran man sieht dass alle dort aufgeführten Stempel nicht zwangsläufig Nachstempelungen sind. An sich echte Stempel so wie hier wurden allerdings später auch für solche Zwecke missbraucht. Abgesehen von der Infla-Prüfung sind bei dem gezeigten Brief der Gebühr bezahlt-Stempel und das leider unleserliche Amtssiegel des Postamtes Indizien für eine zeitgerechte Abstempelung.



Auch bei diesem Beleg ist das Porto in keinster Weise nachvollziebar, selbst wenn man eine Datumsfehleinstellung in Betracht zieht. Aber schaut selbst: Der Absender verklebte auf seinem Brief vom 20.9.1923 (PP 18) mit 2mal Mi 248 a und einer Mi 250 ganze 800 Mark. Dazu erhob der Schalterbeamte noch 45.000 Mark in bar und notierte diese Summe rechts oben. Diesen 45.800 Mark stehen folgende "Auswahlmöglichkeiten" gegenüber: Fernbriefporto (der Nachbarortsverkehr zwischen Wildpark und Potsdam galt nur bis zum 31.3.1921, könnte aber immer noch in den Köpfen herumgegeistert sein) in der PP 18 250.000 (bis 20 g) oder 350.000 M. (bis 100 g), bei Datumsfehleinstellung (z.B. statt 20.8.23) 1.000 bzw. 1.200 M. in der PP 15, 20.000 bzw. 25.000 M. in der PP 16 oder 75.000 bzw. 100.000 M. in der PP 17- nichts passt. Und danach (ab PP 19) kamen ja schon die Milliönchen. Nur ein Ortsbrief der 2. Gewichtsstufe in der PP 17 (1.9.-19.9.23) hätte die bar erhobenen 45.000 Mark gekostet. Wobei die verklebten 800 Mark unter den Tisch gefallen wären, was auch nicht rechtens war. Und Ortsbriefporto war ja nicht nicht mehr und ab 20.9. sowieso schon wieder teurer.

Also nicht zu klären, oder? Schlimm dass hier ein Postbeamter involviert war, der die Gebühren eigentlich drauf gehabt haben sollte.

Sachdienliche Hinweise erbeten an Chiffre... Ach was, können auch hier veröffentlicht werden. ;-)

Gruß Michael
 
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