Thema: Farbfehldrucke
Heinz 7 Am: 24.10.2021 19:14:50 Gelesen: 14762# 26@  
@ Heinz 7 [#25]

Sowohl Leon N. Williams als auch Donna O'Keefe beziehen sich bei ihren Beiträgen zu einem seltenen Farbfehldruck auf die Zeitschrift "The London Philatelist". Auf Seite 326-327 des (ersten) Jahrganges dieser Zeitschrift soll zum ersten Mal auf einen Farbfehldruck der Pazifik-Insel Fidschi hingewiesen worden sein.

Ich fotographiere anbei die Meldung aus dieser Zeitung.




Es wird hier folgender Farbfehldruck besprochen:
"Fiji, 1881 (April) 2d. error of colour: ultramarine instead of yellow-green“

Die Marke hatte die Katalognummer Stanley Gibbons 95a (Stanley Gibbons Katalog „Stamps of the world 1939“). Im Michel Katalog 1968/69 habe ich die Marke nicht gefunden, ebenso wenig wie im Katalog Michel „Wertvolle Briefmarken aus aller Welt“ (2010). Scott listete die Marke als No. 41b (Scott 2000).

O'Keefe schrieb 1987 eine ausgezeichnete Beschreibung und Würdigung dieser Briefmarke. Im Büchlein „Linn’s Philatelic Gems 3“ auf Seite 58-62 behandelte sie diese Marke, „The Fiji error“. Dort heisst es, dass 50'000 Briefmarken der 2d bestellt wurden (nicht nur 5'000 Stück).

Im Zeitschriftenbeitrag 1892 erfahren wir, dass - bis auf 1 Ausnahme - angeblich alle Marken (auftragsgemäss) zerstört worden seien ("they were all destroyed, with the exception of one specimen"). Das einzige Stück sei für GB£ 50 an einen Pariser Sammler verkauft worden; gemeint war Philipp La Renotière de Ferrary.

Diese Marke tauchte 1923 auch tatsächlich als Los 326 an der 7. Ferrary-Auktion auf. Aber die Marke wurde nicht als Einzellos, sondern als Sammellos angeboten und nicht fotographiert. Los 326 umfasste 164 Briefmarken! Das Los wurde dann für einen geringen Betrag an Arthur Hind verkauft, der offenbar gut aufgepasst hatte.

Ob damals wirklich nur das eine Exemplar bekannt war, wissen wir heute nicht genau. 1926 gab Edward D. Bacon bekannt, dass in der Sammlung des Königs Georg V. auch eine solche Marke vorhanden ist. 1933 wurde beim Verkauf der Sammlung Cox ein weiteres Exemplar angeboten und seit einiger Zeit wissen wir, dass in einem Archiv eine vierte Marke vorhanden ist: Im Archiv von Crown Agents‘ Philatelic Security and Printing Archive befand sich Marke 4. Datum des Einganges unbekannt. Sie kam später in die British Library Collection.

Wir wissen also, dass mindestens 4 Briefmarken nicht vernichtet wurden. Ein Protokoll spricht gar von "nur" 49'940 vernichteten Stücken, zur produzierten Menge von 50'000 fehlen demnach sogar 60 Marken. Allerdings sind bis heute nur die hier genannten 4 Marken aufgetaucht.

Ich habe im Thema "die berühmtesten und wertvollsten Marken der Welt" geschrieben, dass eine der vier Marken 1983 unrettbar verloren ging: sie verbrannte in einem australischen Buschfeuer, das auf die Häuser einer Stadt übergegriffen hatte! Es war dies Exemplar I. der Kartei Leon Williams „Encyclopaedia of rare and famous stamps“, Band 2: „2. The Biographies“ 1997.

1992 wurde Marke 3 zum Verkauf angeboten (The Peter Robertson Collection).



Dieser Farbfehldruck kam also nie zur Ausgabe und ist darum weniger wertvoll als Farbfehldrucke, die an den Postschalter gelangten. Aber - die oben gezeigte Marke ist natürlich eine ganz grosse Seltenheit!

Heinz
 
Quelle: www.philaseiten.de
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