Thema: Motiv Flugzeuge
filunski Am: 24.10.2021 23:07:51 Gelesen: 344984# 1352@  
@ filunski [#1346]

"das erste Mal seit fast 100 Jahren, dass deutsche Kampfflugzeuge dort fliegen"

Hallo zusammen,

ich knüpfe nochmals an das Thema Israel an. So mancher mag sich vielleicht gefragt haben, was deutsche Kampfflugzeuge vor inzwischen über 100 Jahren in Israel gemacht haben. Das ist ein nur wenig bekanntes Kapitel des 1. Weltkrieges. Damals, 1917, wurde die eben neu gegründete bayerische Fliegerabteilung 304 b nach Palästina entsandt. Sie sollte dort zur Unterstützung des osmanischen Heeres vor allem Aufklärungseinsätze fliegen aber auch die Hedschasbahn schützen. So viel nur kurz zur Einleitung.

Jetzt zu einer Briefmarke die zeigt was passieren kann, wenn nicht vorher ordentlich recherchiert wird. Im Jahre 2016 verausgabte die israelische Post eine kleine Serie die an den 100 Jahre zurück liegenden 1. Weltkrieg in Palästina erinnern sollte und mit den Marken sollten verschiedene Kriegsschauplätze gezeigt werden und deren Einfluss auf die Befreiung Palästinas vom Ottomanischen Reich.

Eine Marke daraus passt gut hier in das Thema und zeigt ein Beispiel aus dem Luftkrieg:



Mi. 2521, darauf abgebildet ein Doppeldecker und der Pilot dazu. Besonders Letzteren werden wir gleich noch näher kennenlernen.

Der Doppeldecker ist ein deutscher Aufklärer, Typ AEG C4, eben der zu Beginn erwähnten bayerischen Fliegerabteilung 304 b. Hier eine Postkarte mit diesem Flugzeug:



So, jetzt zu dem abgebildeten Piloten. Dieser sorgte im modernen Israel für ein wenig Aufregung nachdem ein Journalist der Tageszeitung Haaretz dazu recherchierte und dann einen Artikel verfasste mit dem Titel "Was macht ein Nazi Pilot auf einer israelischen Briefmarke". Durchaus eine brisante Frage, mit der das moderne Israel aber wesentlich lockerer und entspannter umging, als das wohl bei uns der Fall gewesen wäre. ;-)

Wer ist denn der "Nazi-Pilot"?

Es handelt sich um den damaligen Hauptmann Franz Josef Walz, Kommandeur der bayerischen Fliegerabteilung 304 b.

Hier sehen wir ihn vor Ort in Palästina (rechts im Bild zusammen mit dem Kommandeur der Flieger Heeresgruppe F, Türkei).



Walz ist bis heute noch im Kibbutz Merhavia bekannt wo er damals unter den jüdischen Siedlern Freunde gefunden hatte. Seine erfolgreichen Einsätze in Palästina brachten im auch den Titel "Adler von Jericho" ein.

Nach dem Krieg führte ihn sein Weg zuerst zur Polizei und dann zur Teilnahme an der Chinesisch-Schwedischen Expedition unter Sven Hedin. 1934 trat er als begeisterter Flieger der neu entstandenen Luftwaffe bei. Dort brachte er es bis zum Generalleutnant. Dass eine solche Karriere nur möglich war, wenn man sich mit dem damaligen Regime arrangierte, dürfte jedem klar sein. Genau dies brachte ihm den Vorwurf des "Nazi-Piloten" ein.

War zwar ein wenig peinlich für den Israel Philatelic Service, von dem die Vorlagen stammten, aber das war's dann auch schon.

Ein interessantes Detail am Rande, wenn man sich den Doppeldecker auf der Marke genau ansieht, muss man feststellen, dass das Balkenkreuz fehlt, das deutsche Hoheitsabzeichen. Zumindest dieses, das so auch auf den Flugzeugen des Dritten Reichs im zweiten Weltkrieg angebracht war, hatte der Designer nicht gewagt darzustellen. ;-)

Viele Grüße,
Peter
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/5263
https://www.philaseiten.de/beitrag/279144