Thema: Haben philatelistische Messen noch eine Zukunft ?
drmoeller_neuss Am: 31.10.2021 13:41:26 Gelesen: 2520# 5@  
Die organisierte Philatelie leidet in einem erschreckenden Maße unter Realitätsverlust. Die Sammler in Vereinen werden nun einmal weniger und organisieren immer mehr Kontakte und Material über das Internet. Für die Betreiber von Messen ist das eine Herausforderung.

Ich war auf dem Landesverbandstag Mittelrhein. Konzepte für die Zukunft wurden nicht diskutiert. Auf Druck der Basis wurde der Vorstand aufgefordert, die Gespräche zu einer Zusammenarbeit und einem eventuellen Zusammenschluss mit dem benachbarten Landesverband NRW wieder aufzunehmen und einen Zeitplan vorzulegen. In den weiteren Diskussionsbeiträgen ging es dann um solche wichtigen Fragen, ob die Post mit blauer oder schwarzer Stempelfarbe stempeln soll, oder ob Sonderstempel von angelernten Hilfskräften abgeschlagen werden dürfen.

Und das Geld fliesst nicht mehr wie Milch und Honig. Der Block zur IBRA 1999 brachte 1.5 Millionen EUR Zuschlagserlös, heute wäre man schon mit einem Viertel glücklich. Die Bereitschaft der Sammler, die Lücke zu stopfen, schwindet leider. Auf besagtem Landesverbandstag war genau ein Verein bereit, die vorgeschlagene Beitragserhöhung des BDPhs zu tragen, alle anderen vertretenen Vereine haben Bedenken geäußert. Selbst im kleinen erlebe ich es auf Tauschtreffen. Wir haben in Rheinhausen endlich einen neuen Wirt. Es wird keine Kneipe davon reich, Sonntags morgens ein paar Sammler bewirten zu dürfen. Aber einigen Sammlern ist selbst die Tasse Kaffee zu viel und sie bringen am liebsten eigene Getränke mit. Es sind übrigens nicht die ärmsten Sammler.

Leider haben es einige Funktionäre nicht mitbekommen, dass die Post an der Philatelie nichts mehr verdient und dass man die Erwartungen als Sammler zurückschrauben muss. Die Post hat in den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts von jeder Sondermarke eine halbe Million auf gestempelten Kartons verkauft und und das Porto als Reingewinn eingestrichen. Dazu kamen die Heerscharen an Sammler, die lose Marken und Briefumschläge haben stempeln lassen. Angesichts dieser Lizenz zum Gelddrucken konnte die organisierte Philatelie von der Post auch einmal eine Gegenleistung verlangen. Wo früher ein üppiger Messestand angemessen war, kann man heute froh sein, wenn die Post mit einem Bauchladen vertreten ist. Die Standgebühren fehlen natürlich bei den Einnahmen. Briefmarkenmessen wie vor 40 Jahren kann es nicht mehr geben.

Und für München hat der Händlerverband APHV eine sinnvolle Lösung gefunden. Natürlich schmerzt der Verlust der Eigenständigkeit einer Briefmarkenmesse, und man muss sich nach dem Fahrplan der Münzsammler richten. Der Kompromiss wird von den Briefmarkensammlern angenommen, die Alternative wäre gewesen, gar nicht mehr in München vertreten zu sein.

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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