Thema: Deutsches Reich Belege Zeppelinpost: Echt oder falsch ?
saintex Am: 08.11.2021 21:45:55 Gelesen: 6961# 31@  
@ Titti1234 [#29]

Hallo Rolf,

nach den Fotos der Vorder- und Rückseite der Zeppelinpostkarte aus dem Jahr 1931 halte ich diese für echt. Für die Echtheit sprechen aus meiner Sicht folgende Gründe:

① Die zur Frankatur verwendete Zeppelinmarke zu 1 RM (Mi.-Nr. 455) hat eine Kammzähnung während Fälschungen häufig Linienzähnungen haben.

② Der Absender der Postkarte Theodor Stephani ist mit der Berufsbezeichnung Photograph und Versicherungsinspektor im digitalisierten Adressbuch von Zittau Jahrgang 1930 als Mieter im 1. Stock des Hauses Augustusallee 12 eingetragen [1]. Insoweit stimmen die Absenderangaben auf der Postkarte und die Eintragung im historischen Adressbuch von Zittau überein. Fälschungen geben meistens keine bzw. nicht nachprüfbare Absenderangaben an.

③ Die Postkarte enthält auf der Rückseite einen längeren persönlichen Text des Absenders an den Empfänger, die in der zeitgenössischen deutschen Schreibschrift abgefasst ist. Nach dem Kartentext handelte es sich bei dem Empfänger der Postkarte um einen Tauschpartner des Absenders. Eine aufwändige Fälschung des handschriftlichen Kartentextes in der heute nicht mehr gebräuchlichen deutschen Schreibschrift ist – zumindest aus jüngerer Zeit – äußerst unwahrscheinlich.

④ Auch die Anschrift des Empfängers Bredgade 14-16 ist eine real existierende Anschrift in der Innenstadt von Kopenhagen [2]. Die Tatsache, dass die Empfängerangabe handschriftlich erfolgte, spricht ebenfalls für die Echtheit der Zeppelinpostkarte. Bei gefälschten Zeppelinbelegen wird die fingierte Anschrift häufig mittels Stempels angebracht.

⑤ Auch im Übrigen erwecken die Stempel und die Postkarte als Ganzes bei mir nicht den Eindruck einer Fälschung. Bei allen Vorbehalten gegen eine Befundung anhand eines Fotos am Bildschirm halte ich die Zeppelinpostkarte aus den vorstehenden Gründen für echt.

Im Sieger Zeppelinpost Spezialkatalog [3] ist der Beleg unter der Katalognr.122 Aa) katalogisiert und mit 90 Euro bewertet, im MICHEL Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog [4] ist der Beleg unter der Katalognr 211a mit 50 Euro bewertet.

MfG Wolfgang

Verwendete Quellen

[1] https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/112378/393
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Bredgade
[3] 22. Auflage, Lorch 2001
[4] 2. Auflage München 2002
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/11958
https://www.philaseiten.de/beitrag/280313