Thema: BDPh Hauptversammlung: Vorstandswahl / jeweils 3 Euro mehr Beitrag ab 2023 und 2024
drmoeller_neuss Am: 16.11.2021 20:22:05 Gelesen: 7728# 50@  
Erst einmal vorneweg: ich kenne leider genügend Sammler, für die 5 Euro viel Geld sind. Zum Glück gehören wir nicht dazu, also lassen wir diesen Aspekt aussen vor.

Und es sind keine Stammtischparolen, sondern Fakten, dass viele Ortsvereine der Beitragserhöhung kritisch gegenüber stehen. Auf dem Landesverbandstag Mittelrhein hat sich ein anwesender Verein mit der Erhöhung einverstanden gezeigt, alle anderen haben Bedenken geäussert. Leider lösen sich viele Vereine im Stillen auf und melden sich beim Verband einfach ab.

Ich bin selbst in zwei Ortsvereinen Mitglied, die Briefmarkenfreunde Nettetal nehmen 25 Euro Jahresbeitrag und sind bereits heute eigentlich nur noch ein Inkasso-Unternehmen für den Landes- und Bundesverband. Ich hatte schon eine Abstimmung über den Austritt hinter mir, die "Philatelie" hatte damals den Verband gerettet.

In meinem anderen Ortsverein Mosel-Merkur stellt sich der Vorstand, dem ich auch angehöre, auf den Standpunkt, wir sind kein Geldsammelverein. Gegen die Vergreisung der Mitgliederschaft können wir genauso wenig wie der BDPh etwas ausrichten, neue Mitglieder können die Abgänge durch Todes- und Pflegefälle nicht ausgleichen. Aber warum sollen wir dann als Ortsverein noch Rücklagen anhäufen? Der Landesverband Mittelrhein hat genauso entschieden, und weist jetzt ein Haushaltsdefizit aus. Besser jetzt die Mitglieder halten und bei der Auflösung in ein paar Jahren weniger Rücklagen, deren Verteilung auch noch steuerliches Kopfzerbrechen bereiten wird.

Der BDPh sollte auch diesen Schritt gehen. Solange die Rücklagen nicht schneller schmelzen als die Mitgliederzahlen, sehe ich darin kein Problem. Und wenn die Kehrtwende gelingen sollte, dann steigen auch wieder die Mitgliederzahlen und damit die Einnahmen.

Man kann es gut finden oder nicht: Auch in der Philatelie geht der Trend zum Internet. Das Alter spielt keine Rolle mehr, mancher Neunzigjähriger kommt im Internet besser zurecht als die jüngere Generation.

Die Veranstaltung "Marktplatz Philatelie" hatte Teilnehmerzahlen, von denen wir selbst in den besten Jahren nur geträumt hatten. Und Gäste aus dem Ausland waren eher seltene Teilnehmer. Eric Scherer gebührt hier der Dank, diese Veranstaltung etabliert zu haben, die auch den älteren Mitglieder zu Gute kommt, die das eigene Heim nur unter Mühen und Aufwand verlassen können und nie mehr in den Genuss eines Vortrages gekommen wären.

Die Philaseiten haben dieses Jahr hunderte von neuen Mitgliedern gewonnen, obwohl die Werbung von Richard heruntergefahren wurde.

Der ADAC ist ein gutes Beispiel für eine Organisation am Wendepunkt. Jahrelang war der ADAC ein Selbstläufer, die jungen Mitglieder kamen von alleine, und im übrigen hat man an Versicherungen und Reisen gut verdient. Jetzt macht man sich Gedanken, wie man sich neu aufstellt. Für die Jugend ist das Auto kein Statussymbol mehr, und Elektroautos sind viel seltener auf den Pannendienst angewiesen als ein Verbrenner.

Die radikalste Veränderung gab es bei der Mitgliederzeitschrift. Die ADAC Motorwelt war einmal die größte Motorzeitschrift und wurde monatlich allen Mitgliedern ins Haus geschickt. Jetzt sind es nur noch vier Hefte im Jahr, die abgeholt werden müssen. Vielen Mitgliedern ist das selbst zuviel, und die Hälfte der Auflage landet nach Einschätzung der "Wirtschaftswoche" wohl im Altpapier.

Zum Schluß ein Zitat von Jürgen Herbst aus dem BDPh-Forum:

"Wenn das aktuelle BDPh-Angebot keine Mitgliederzugänge in ausreichender Zahl ergibt, müßte die Führung des Verbandes (Vorstand und Verwaltungsrat) über eine Konzeptänderung nachdenken. Mit einem Verwaltungsrat, in dem die Bewahrer den Ton angeben, und einem Vorstand, dessen Bereitschaft, im Rahmen seiner Möglichkeiten dagegenzuhalten, nicht erkennbar ist, wird das nicht gelingen.

Der BDPh ist doch nicht die einzige Organisation, bei der sich Funktionäre in überkommenen Strukturen häuslich eingerichtet haben und vorwiegend ihre Egos pflegen. Solange noch die finanziellen Mittel für ein "Weiter so" verfügbar sind, dürfte sich daran auch nichts ändern."
[1]

Man kann mir Stammtischniveau vorwerfen, aber ich hoffe, dass Jürgen Herbst als anerkannter Ausstellungssammler und Handbuchautor nicht in die gleiche Schublade gesteckt wird und seine Argumente ernst genommen werden. Jürgen Herbst hat auch in der Strukturkommission mitgearbeitet.

[1] https://forum.bdph.de/showthread.php?14543-BDPh-auf-Abwegen/page27
 
Quelle: www.philaseiten.de
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