Thema: Briefmarkenflut, Nutzungsrückgang, Sammlerschwund - Aussichten der Philatelie
uli Am: 21.11.2021 13:17:00 Gelesen: 7177# 4@  
Einer der *für mich* wenigen interessanten Artikel aus der Philatelie. Zu zwei Punkten möchte ich gerne meinen Senf hinzugeben.

Völlige Zustimmung meinerseits, dass eine Definition des „Sammlers“ (nahezu) unmöglich ist. Ich bin aber der Meinung, dass zum „wirklichen“ Sammeln noch etwas wichtiges hinzugehört: Kommunikation mit anderen Sammlern. Wer ausschliesslich ganz gezielt Marken (Briefe, …) über Händler, Versandstellen, … kauft, aber nicht tauscht, nicht verkauft, nicht diskutiert, etc. , wer also nahezu völlig solo im stillen Kämmerlein seiner Passion nachgeht, ist nur aus der Sicht des Handels ein Sammler – aus Sicht der Gemeinschaft ist er völlig uninteressant und nicht Teil der Sammler-Gemeinschaft. Ich tue mich deshalb sehr schwer diese – vermutlich durchaus große – Gruppe von Menschen als Briefmarken-Sammler zu bezeichnen und zu betrachten.

Die Ausführungen zur Vollständigkeit aktueller Sammelgebiete, Briefmarken als Gegenstand des Alltags mit hohem Auftreten und Markenanzahl / -auflagen sind m.E. eine nähere Betrachtung wert. Nehmen wir mal die erwähnten Bund-Zuschlagsmarken mit einer Auflage um ca. 1 Mio. Stück, z.B. die Wohlfahrtsmarken. Wenn wir davon ausgehen, dass jeder der erwähnten 450.000 Abo-Bezieher im Schnitt nur 1,5 Exemplare bezieht und es noch einige Sammler gibt, die sich diese Stücke direkt bei der Post-Filiale holen und sich ins Album stecken, dann ist schon deutlich mehr als die Hälfte der Auflage für die eigentliche Bestimmung als Frankatur verschwunden. Weiter ist einigermaßen sicher, dass nicht die komplette Auflage in den Verkauf geht, knapp 10% für Kartonphilatelie (z.B. ETB) genutzt werden und der Rest zum größten Teil an karitative Einrichtungen abgegeben (und von diesen genutzt) wird. In der Tagespost findet man (ich) deshalb solchermaßen frankierte Briefe nur von Sammlern und karitativen Einrichtungen. Die Menge pro Ausgabe dürfte - wenn überhaupt - nur eine ganz kleine sechsstellige Zahl sein. Wenn man dann noch bedenkt, dass ein Teil solcher Briefe / Marken im Altpapier endet und ein signifikanter Anteil der in Sammlerhände gelangenden Stücke eine Stempelqualität haben, die i.a. als unzureichend angesehen wird, dann kann man nur schlußfolgern, dass es schwer ist eine Vollständigkeit zu erreichen. Es sei denn, man sieht die Briefmarke als „künstliches Sammelobjekt" und nicht als Bestandteil des Alltags.

Gruß
Uli
 
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